2016 – Chiemgau

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Sonntag, 14.08.2016

54,7 km und 120 Höhenmeter, die erste Runde im Chiemgau

… und um es gleich vorweg zu sagen: am Chiemsee ist mindestens so viel los wie am Bodensee – nur die Wege sind deutlich schlechter und für Rennräder extrem ungeeignet.

Aber der Reihe nach: Wir stehen früh auf, was uns nicht so leicht fällt, denn wir kamen erst spät von Bernhards genialer Geburtstagsfeier nach Hause. Aber die Klamotten und der Radlkram liegen fertig verpackt im Flur. So müssen wir nur noch kurz was frühstücken, alles ins Auto packen und los fahren. Um 8 sitzen Manfred und ich im Auto.

Reinhold und Bernhard fahren mit den eigenen Autos. Um 13 Uhr wollen wir uns in Grassau treffen. Unser Navi gibt an, dass wir um 11:26 dort sein werden – genug Zeit denken wir, um in aller Ruhe ins Zimmer zu gehen, auspacken usw. …. Aber es kam ein wenig anders. Ab München hätten wir auch Radln können, mit dem Auto waren wir kaum schneller. Die recht hohe Durchschnittsgeschwindigkeit bis dahin war dahin. Und immer wenn auf dem Display  im Auto das Ende eines Staus erreicht war, erschien wie von Geisterhand gleich auf den nächsten Kilometern der nächste …. Endlich kamen wir den Irschenberg hinunter, noch an Rosenheim vorbei und … der Stau war weg. Aber das wäre uns nun egal gewesen, denn wir fahren nun von der Autobahn ab und waren endlich am Ziel. In Grassau finden wir schnell das Hotel – und wer steht schon auf dem Parkplatz und weist uns ein? Reinhold!!! Er war auch noch nicht lange da, er hatte die Staus nur kurz vor uns bewältigt. Bernhard telefoniert mit uns, er ist ein wenig später dran und hat noch ein paar Kilometer vor sich. So gehen Manfred, Reinhold und ich erst mal ins hoteleigene Restaurant und inspizieren die Karte. Diese sagt uns extrem zu: Kaiserschmarrn, Schweinebraten, Weißbier und jede Menge Eisbecher – und eine sehr nette Dame, die uns alles serviert.

Kurze Zeit später taucht dann auch Bernhard auf, wir beziehen Zimmer und die Garage für unsere Fahrräder. Pünktlich um 15 Uhr sitzen wir dann auf dem Rad: herrlich endlich wieder radeln in unserer Gruppe. Wir fahren Richtung Chiemsee. Zwei Ortschaften weiter kommt gleich mal eine Baustelle – Durchfahrt verboten. Also fahren wir Umleitung. Kurz darauf geht es wieder nicht weiter, eine Bahnlinie versperrt den in der Karte ausgewiesenen Weg. Ich fahre eine weitere Runde durch den Kreisverkehr, die drei Jungs artig hinterher – auch wenn sich erster Protest regt. Ein Stück weiter geht es dann über die Autobahn, wir grinsen, denn jetzt ist Stau in Richtung München. Wir biegen schließlich ein auf den Chiemseeradweg. Der Verkehr ist ähnlich dicht, wie auf der daneben verlaufenden Autobahn und Schotter …. Eine Weile lassen wir uns das gefallen …. Aber irgendwann ist Schluss. Wir biegen ab, suchen uns die nächste Staatsstraße und fahren auf den dort begleitend verlaufendem Radweg. So richtig trauen wir uns noch nicht auf die Straße, denn es sind extrem viele Autos unterwegs. Am Ende landen wir dann leicht genervt in Seebruck am Hafen. Der Radweg endete immer wieder, wechselte die Straßenseite, war schmal oder wieder mal nur geschottert. Aber wir lassen uns Bier und Chai Latte mit Eis und was weiß ich noch alles darin trotzdem schmecken.

Die Rückfahrt findet auf den Straßen statt. In Windeseile und mit 5 km weniger kommen wir nach kürzester Zeit in Grassau an. Es war eine herrliche Fahrt – und nur einer hat gehupt.

Jetzt sitzen wir beim hochverdienten Abendessen in unserem Hotel von der gleichen freundlichen Dame serviert und es ist extrem lecker. Gleich werden wir Pläne für morgen schmieden – aber erst mal den Text fertig machen und ins Internet stellen.

 

Montag, 15.08.2016

67,52 km und gefühlte 1500 Höhenmeter … aber es waren nur 520

Auf jeden Fall bin ich total müde, die Höhenmeter waren für mich extrem anstrengend. Jetzt sitzen wir im Bayerischen Hof bei einer etwas missmutigen Bedienung und warten bis Schnitzel und Salate gebracht werden.

Aber erst mal zum Tag: Um 8 Uhr treffen wir uns zum Frühstück, inspizieren das reich gedeckte Buffet und lassen es uns schmecken. Die freundliche Dame von gestern Abend und Mittag ist schon wieder da und umsorgt uns.

Um 9 Uhr treffen wir uns an der Garage und radeln los in Richtung Osten. Die Straße wellt leicht vor sich hin, man sieht überhaupt nicht, wenn es bergauf geht, nur der Puls geht hoch und die Geschwindigkeit runter. So arbeiten wir uns vor bis Siegsdorf. Kurz davor kommt noch eine richtig knackige Steigung – ich komme völlig außer Atem als letzte oben an. Die Herren warten bereits. So ist jetzt auch die Radl-Ordnung wieder hergestellt, die Herren müssen auf mich warten – schon allein weil ich das Handy mit der Route auf dem Rad habe.

In Siegsdorf biegen wir rechts ab in Richtung Ruhpolding. Der Verkehr wird dichter, die Straße langsam steiler. Wir entschließen uns, den Radweg zu nehmen – wobei das schon wirklich mühsam ist, denn der ist mal ganz schmal („Radfahrer absteigen“ steht dann lapidar auf einem Schild) oder er hört einfach auf. Kurz vor Ruhpolding wieder mal am Ende des Radweges biegen wir kurz entschlossen links ab und fahren einen extrem steilen Weg durch Wiesen ins Tal. Ich teile noch mit, dass ich auf keinen Fall hier wieder hoch fahren würde und rolle zu Tal – die drei hinter her. Dann radeln wir mit vielen vielen Autos quer durch Ruhpolding und biegen am Ende nach links ab in Richtung Inzell. Ab da hatte ich einen Radweg geplant, der aber nach Auskunft einer eingeborenen Radlerin geschottert ist. Meine Mannschaft verweigert die Route und entschließt sich für die Bundesstraße. Ich glaub das war auch gut so, denn als wir die Bundesstraße so entlang rollen, kann ich den angeblich parallel verlaufenden Weg gar nicht sehen … nur ganz oben am Berg ist ein Weg. Nicht auszudenken, wenn wir dort hinauf gemusst hätten. Aber ich sage mal lieber nichts.

Schließlich erreichen wir auf einer bestens ausgebauten breiten Straße das Dach der heutigen Tour. Alle sind froh, dass es nun weitgehend ein Ende mit den Höhenmetern haben wird. Wir lassen es in Richtung Inzell rollen. Kurz vor Inzell weise ich an, links in Richtung zu einem Hof abzubiegen. Steil geht es nach unten und ich bin mir auf einmal überhaupt nicht mehr sicher, ob das richtig ist. Manfred droht, dass ich heute Nacht auf dem Balkon schlafen müsste, wenn er da wieder hoch radeln müsste. Bernhard und ich merken aber dann zum Glück schnell, das doch alles richtig ist und wir so auf Nebenstraßen nach Inzell rollen können.

Dort angekommen finden wir ein kleines Kaffee mit einem wunderbaren Apfelkuchen und Hawaitoast. Doch der Wind wird kräftiger, wir frieren und das Regenradar verspricht Gewitter. So brechen wir bald wieder auf um zurück nach Siegsdorf zu radeln. Der Weg ist abwechselnd geschottert, geht durch ein Naturschutzgebiet, hat Rollsplit und ab und an ist er auch wunderbar geteert. Das wichtigste aber: es geht nicht bergauf!

So kommen wir recht zügig nach Siegsdorf und machen uns weiter auf den Weg nach Grassau. In Bergen erreicht uns dann das Gewitter und wir landen im nächsten Biergarten mitten im Dorf. Keiner hat Lust so richtig nass zu werden und so legen wir eine kleines Zwangspause an weiß-blau gedeckten Tischen ein. Als dann wieder die Sonne scheint, rollen wir nach Hause – auf einem wirklich guten Radweg radeln wir in aller Ruhe vor uns hin.

Und weil wir schon um 15 Uhr wieder am Hotel sind, beschließen wir, den Rest des Tages als Touris durch Prien am Chiemsee zu schlendern. Mit Eis in der Hand lassen wir uns auf einer Bank direkt am See nieder: Leute beobachten, chillen …. Manfred wünscht sich eine Frikadelle ToGo und macht einen tiefenentspannten Eindruck.

Und jetzt sitzen wir wie gesagt im Bayerischen Hof und bestimmt – hoffentlich – kommt jetzt gleich das Essen, denn wir haben richtig Hunger.

 

Dienstag, 16.08.2016

64,88 km und 242 Höhenmeter

Flachetappe zum Erholen von gestern ist angesagt. Wir wollen um den Chiemsee herum und sind schon auf alles gefasst – vor allem auf jede Menge komische Radwege und viel Verkehr jeglicher Art. Bernhard war wie wir heute erst herausbekommen morgens vor dem Frühstück schon wieder Laufen – 5 oder 6 km im Moor. Er trainiert auf den Marathon, den er im  September laufen will. Und dennoch steht er rechtzeitig fix und fertig bereit zum Radeln. Wir sind alle schwer beeindruckt.

Trotzdem geht es um kurz vor halb 10 los. Reinhold freut sich auf den Tag, ist ganz begeistert von dem weißblauen Himmel. Ganz artig auf dem Radweg ziehen wir los. Kurz vor der Autobahn der erste Halt: dort ist ein Radlladen, der mit Trek-Rädern wirbt und Manfred muss neu beschlagen werden …. Bzw. seine Sidis brauchen neue Platten, die alten sind vom ständigen Absteigen und Laufen völlig heruntergewirtschaftet. Gut eine halbe Stunde warten wir auf den freundlichen Geschäftsinhaber – aber er kommt nicht. Unverrichteter Dinger geht es weiter nach Prien. Dort ist der Verkehr extrem dicht, deswegen verlassen wir die Hauptverkehrsstraße und fahren auf Nebenstraßen weiter. Dort finden wir einen weiteren Radlladen und bekommen für Manfred die neuen Hufe … Platten. Dieser nette Mensch hat dann auch noch einen guten Tip für Rennradler: nördlich von Prien könnte man schon fahren, da gäbe es einen tollen Weg, den müssten wir ausprobieren. Gesagt – Getan – wir fahren wie uns angegeben. Allerdings war der tolle Weg nach 3 km zu Ende und nun mussten wir auf die Bundesstraße. Aber alles war besser als Radweg.

Wir fahren nun nach Karte, die Route ist schon lang nicht mehr digitalisiert. Deswegen müssen wir öfter absteigen und uns vergewissern, das noch alles richtig ist. Manfred wird langsam richtig sauer und Kilometer bekommen wir auch keine mehr zusammen. Bernhard beschäftigt sich mit Knipsereien während der Fahrt und Reinhold fährt halt hinterher und hält an, wenn die Truppe das meint. Als ich auf einen Radweg abbiegen will, werde ich von hinten deutlich angewiesen, dass auf alle Fälle sein zu lassen. Und Manfred hat recht, nach nur 300 m ist wieder Ende mit dem Radweg „Radfahrer absteigen“ heißt es mal wieder. So geht es Stück für Stück weiter. Kurz vor Gstaad kommen wir über einen Hügel, es sieht so aus, als wenn es einen tollen Blick auf den See gleich geben könnte. Aber ich traue mich nicht zu sagen, ob man nicht für ein Foto anhalten könnte. Doch da schallt es auch schon von hinten „Anhalten!“ Danke Reinhold! Die ganze Truppe steigt lachend vom Rad und wir lassen uns auf der dort stehenden Bank nieder und genießen den Blick über den See.

Anschließend fahren wir die etwa 600 m weiter bis ans Ufer in Gestad und suchen uns einen Biergarten (mit Tischdecke – das ist jetzt ein Insider) und machen Mittagspause. Bis jetzt haben wir zwar erst 30 km auf der Uhr – aber diese ständige Absteigerei schlaucht und wir haben Hunger.

Nach Leberspätzlesuppe, Biergulasch und Apfelstrudel geht es dann weiter, die ersten Kilometer nach der Pause sind immer hart. Aber jetzt läuft es auf einmal. Wir fahren bis Seebruck und ohne anzuhalten weiter in Richtung Chieming. Ich suche noch nach einem Platz, wo ich ein Foto vom See machen kann, als ich aber endlich einen gefunden habe, stellt sich heraus, dass das am Campingplatz ist und dort darf ich nicht rein – das sagt der „freundliche“ boarische Pförtner. Er hatte wohl Angst, ich nehm den See mit …..

So radeln wir ohne Bild weiter, Radweg lehne ich ab, wir bleiben auf der Straße – so gibt es auch endlich Strecke. Ich darf weiter vorne fahren und führe die Truppe an. Es macht richtig Spaß – endlich Rennradfahren freut sich Manfred.

Kurz nach der Autobahnbrücke fährt Manfred nach vorne und löst mich ab und eine Weile später kommt Reinhold nach vorne …. Und in die Truppe kommt jetzt richtig Schwung. Und dann macht auch Bernhard mit, er kommt unternehmungslustig von hinten angebraust und ruft „Auf, den packen“ wir und überholt den vor uns fahrenden Traktor … Mist denke ich, hinter dem wäre ich jetzt gerne eine Weile im Windschatten hergedändelt. Aber die Herren sind wild entschlossen. Aber so einfach gebe ich meine Führungsrolle dann doch nicht ab und setze kurz vor dem Hotel zum Sprint an. Reinhold hinterher – zum Glück ist es nicht mehr weit. So kommen wir in Windeseile am Hotel an – ich gewinne!!!

Gleich darauf sind wir geduscht und im Auto unterwegs und fahren nach Reit im Winkel – mal gucken, wie die Strecke dorthin ist und ob wir da hochfahren wollen. Wir sind zuversichtlich, an den steilen Strecken gibt es Radwege, wo wir die Autos nicht stören. Ich kann mir vorstellen, dass wir das noch machen. Im Anschluss schlendern wir durch Reit im Winkel und eine freundliche Dame aus dem Mitbringselgeschäft empfiehlt uns den Glapfhof für das Abendessen. Man sitzt toll und das Essen wäre super.

So fahren wir also eine enge Straße, die wir sonst nie gefunden hätten durch den Wald den Berg hoch und jetzt sitzen wir hier. Es ist unglaublich idyllisch oberhalb von Reit im Winkel in der untergehenden Sonne, wir überblicken das ganze Tal und sicher bringt uns der freundliche Ober gleich das gewünschte Steak. Und am besten bleiben wir dann einfach hier, denn heute Abend ist hier „Hüttenabend“ mit Musik.

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Mittwoch, 17.08.2016

Tour quer durch Alpen … naja, ein bißchen … 84,7 km und 640 Höhenmeter

Es war nicht ganz einfach, die Tour für den heutigen Tag festzulegen. Deswegen sind wir gestern Abend noch ein wenig zwischen Reit im Winkel und Aschau mit dem Auto herumgefahren, um die Steigungen der Strecken prüfend unter die Lupe zu nehmen. Am Ende entscheiden wir uns für eine Tour, die uns zwar Höhenmeter bringen wird und ein wenig weiter ist und dafür hoffentlich keine steilen Überraschungen birgt. Aber lest selber ….

Morgens läuft alles wie immer: Bernhard ist joggen und wir werden beim Frühstück von „unserer Uschi“ (wir haben mittlerweile herausbekommen, wie die freundliche Dame, die immer zur Stelle ist, wenn wir Hunger haben) sehr freundlich umsorgt. Einmal geäußerte Wünsche nach Pfefferminztee und weichgekochten Eiern werden zuverlässigst erfüllt. Es ist also alles wie immer und es ist richtig schön.

Um kurz vor halb 10 sitzen wir auf dem Rad und es geht los – in Richtung Kössen und dann zweiter zum Walchsee. Wir radeln in aller Ruhe das Tal der Tiroler Ache entlang,  der Verkehr hält sich in Grenzen und wir kommen richtig gut voran. Erst bei km 11 ruft der Erste nach Stehenbleiben. Aber dann müssen wir trotzdem den Berg hoch …. Die geplante Route verspricht zwar nicht zu viele Höhenmeter, aber irgendwie kommen sie gleich jetzt alle auf einmal. Mit gefühlten 22% geht es hoch, durch nen Tunnel und ums Eck, so dass man nicht sieht, wie weit man hoch muss. Ich steige ab, es wird mir zu steil. Wenn ich mich jetzt schon kaputt mache, läuft die Tour heute ohne mich. Die Herren müssen auf mich warten – aber ich komme schließlich auch diese Rampe hinauf. So radeln wir weiter bergauf immer in Richtung Weißenbachtal und Walchsee.

Das Wetter meint es morgens nicht so gut mit uns, alles grau – aber wenigstens bleiben sie dicht und wir können gut radeln. Angekommen oben im Kösen sehen wir dann sogar schon die Sonne. Zügig versuchen wir vorwärts zu kommen, ich darf auch immer wieder vorne fahren.

Nach dem Walchsee geht es dann irgendwann wie im freien Fall den Berg hinunter – immer in Richtung Inntal. Manfred ermahnt mich noch, vorsichtig zu fahren und schießt im nächsten Moment wie ein geölter Blitz an mir vorbei – ihm auf den Fersen folgt ein PKW – Holländer – mit Wohnwagen, der allerdings wegen der Geschwindigkeit nicht überholen kann. Der Verkehr ist insgesamt recht dicht, es ist anstrengend dort zu fahren. Und da man als Auto dort meist auch nur 60 km/h fahren darf, sind wir mit den Rädern nahezu gleich schnell – bzw. die Herren sind schneller. Ich bin mal wieder die Letzte, die unten ankommt, aber man wartet auf mich. Reinhold laboriert an seinem Rad – ausgerechnet dieses rasante Stück hat sein Tacho nicht mit aufgezeichnet.

Kurz vor der Innbrücke – immer noch in Österreich – biegen wir rechts ab. Jetzt kommt dann auch mal wieder Wind von vorne. Rixen-Kaul … äh Reinhold setze sich vor mich und murmelt was von „… Tempo anziehen …“ Was folgt ist klar – es geht ein wenig zügiger am Inn entlang. Ich hoffe, die Pause kommt bald, mich hat es bis hierhin schon einiges an Kraft gekostet. Kurz vor dem geplanten Stopp in Nußdorf am Inn folgt dann die zweite Rampe – diesmal noch heftiger …. Die Herren fahren hoch – und müssen halt wieder warten, denn ich gucke mir das alles ein wenig genauer an … J Jetzt ist es aber dann zum Glück nicht mehr weit bis Nußdorf und endlich kommt der ersehnte Biergarten in Sicht.

Dort lassen wir uns nieder und inspizieren die Karte – lauter Köstlichkeiten. Reinhold probiert es mit einem Saibling, Bernhard macht sich über einen Grillteller her und Manfred zuerst über eine Leberspätzlesuppe und dann mit mir zusammen über ein Gulasch mit Knödel. Es ist einfach lecker. Zum Nachtisch gibt es einen gemeinschaftlichen Kaiserschmarrn mit Apfelmuss …. Ich möchte am Ende gar nicht mehr aufstehen, jetzt hätte ich Kraft zum Hinlegen gehabt.

Doch es muss ja weitergehen, die letzte längere Steigung des Tages steht an. Gleich zwei Kilometer weiter kommt aber dann die dritte Überraschung: schon wieder eine Rampe mit zweistelliger Steigungsprozente. Die lässt uns die Köstlichkeiten der Pause dann sehr schnell vergessen.

Wir fahren weiter das Inntal entlang  – immer mal wieder (aber nicht lang) auch auf einem Radweg. Denn diese beginnen und enden nach wie vor völlig unvermittelt und sind oft nicht in besonders gutem Zustand. Manfreds Flüche erspare ich Euch besser J

Wir fahren dann weiter in Richtung Frasdorf, auf rund 5 km haben wir 120m Höhenmeter zu überwinden. Die merkt man gar nicht so richtig, es will nur nicht recht vorwärts gehen und anstrengend ist es auch. Von Frasdorf aus fahren wir zügig weiter in Richtung Aschau, dann nach Bernau und weiter zurück nach Grassau. Ich bin mittlerweile richtig erschöpft, aber die drei merken es und nehmen ein wenig den Fuß vom Gas.

Eine Stunde Zeit geben wir uns zum Duschen und richten. Für Bernhard ist die Zeit gerade ausreichend, noch mal 6 oder 7 km zu laufen. Das Abendprogramm beginnt ansonsten eher ruhig – Bernhard und ich kriegen ein Eis und wir laufen eine kleine Runde durch Grassau – damit wir das auch mal gesehen haben. Und jetzt sitzen wir wieder bei Uschi in „unserem“ Hotel im Biergarten und sind mittlerweile satt. Das nächste wird die Planung für morgen sein – ich bin ja mal gespannt, was wir raussuchen.

 

Donnerstag, 18.08.2016

Unser erster Pass!!! … 65,78 km und 610 Höhenmeter

Unglaublich, wie die Zeit fliegt, wenn wir radeln sind. Heute ist schon wieder unser letzter Radltag und der zeigt sich zunächst mal von einer unfreundlichen Seite. Kaum sitzen wir nämlich beim Frühstück, regnet es. Alles ist nass und es ist kühl geworden. So richtig mag uns das nicht gefallen, denn wir wollen es heute doch eigentlich noch mal wissen. Wir haben uns vorgenommen, noch mal nach Reit im Winkel zu fahren – aber die Straße mit den vielen Höhenmetern. Bei Regen macht es keinen Spaß und Berg runter ist es nicht ungefährlich. So bleiben wir länger bestens umsorgt beim Frühstück sitzen und beobachten das Regenradar und beschließen, erst mal zu warten.

Um 10 Uhr findet großer Krisenrat statt – Reinhold hat schon die Jeans und Hemd an, wir anderen drei laufen in Radlhosen herum. Doch das Wetter scheint sich zu bessern und schließlich können wir um kurz vor 11 doch aufs Rad. Wir packen also alles zusammen, Reinhold ist in Windeseile umgezogen.

Wir holen die Räder aus der Garage und wollen los. Da bemerkt Reinhold, das Manfred noch den Abdruck von seinem Ritzel von gestern auf der Wade hat. Er fragt ihn, ob ihm das so gut gefallen hat …. Manfred lächelt gequält. Wir ziehen also los…

So radeln wir in Richtung Süden durch Marquardtstein und dann der B305 folgend gen Reit im Winkel. Wir haben alle eine lange Jacke drüber, denn es ist wirklich kühl. Kurz bevor die Steigung beginnt, kommt der erste Stopp, Jacken ausziehen. Reinhold hat sich angeboten, seinen Rucksack mitzunehmen und mit den vier Radeljacken wird er gleich ziemlich voll und auch ein wenig schwer. Bernhard und ich flaxen noch, ihm ein paar Kieselsteine mit hinein zu schmuggeln, damit er nicht so lange oben warten muss, während ich noch mit dem Berg kämpfe. Aber wir sind alle viel zu sehr mit uns beschäftigt und mit den kommenden 5 Kilometern.

Alles hilft nix – los geht’s hinauf den Masererpaß auf 793 m. Zunächst geht es recht sanft bergauf, die drei Herren fahren vor mir aber ich kann fast mithalten. Gleich nach dem ersten Kilometer stehen sie da und warten auf mich – ich winke und fahre vorbei – genial, ich setze mich an die Spitze. Allerdings fürchte ich, wird das für den Sieg der Bergwertung nicht reichen ….. wir treten weiter, Meter um Meter. Dann folgt ein Stückchen, wo die Strecke fast flach ist. Danach geht es dann erst richtig zur Sache und rund 1 km davon haben eine Steigung von etwa 8,5 %, die machen mir heftig zu schaffen. Am Ende kommen wir aber alle oben an. Glücklich und zufrieden ziehen wir nun die Jacken wieder an, denn nach Reit im Winkel geht es rund 150 Höhenmeter wieder abwärts und wir sind gut durchgeschwitzt. So lassen wir es den Berg hinunter rollen und biegen kurz vor Reit im Winkel nach links ab, in Richtung Ruhpolding. Wieder kurze Pause – wieder Jacken ausziehen.

Jetzt folgt der zweite Anstieg, es sind aber nur rund 100 Höhenmeter und die verteilen sich auf 4 km. Die sind super zum Fahren und wir landen oben auf einer Art Hochebene. Die Straße führt leicht wellig an zahlreichen Gebirgsseen vorbei, die dunkelgrünblau in der Sonne glänzen. Die ist nämlich mittlerweile hervorgekrochen und beschert uns eine herrliche Fahrt. Wir genießen die Kilometer, die kleinen Rampen dazwischen machen keine großen Schwierigkeiten.

Schließlich geht es vorbei an der Chiemgauarena in entspannter Fahrt bergab bis nach Ruhpolding. Dort angekommen dauert es diesmal ein wenig länger, bis wir uns für ein Kaffee entscheiden. Bernhard und Manfred machen erst mal eine Runde durchs Dorf …. aber schließlich klappt das doch und wir landen im DorfCafe. Strammer Max und Apfelkuchen stärken uns, dann drängle ich zur Weiterfahrt. Das Regenradar verspricht nämlich auf der Heimfahrt noch ein Gewitter.

Zunächst kommt gleich wieder ein Anstieg aus Ruhpolding heraus, dann läuft es fast wie von alleine in Richtung Siegsdorf. Da ist dann auch das Gewitter schon sehr nah, die ersten Tropfen kommen herunter. Wir fahren zügig weiter, denn das Gewitter nähert sich von Norden und wenn wir schnell genug in Richtung Grassau nach Osten weg sind, bekommen wir fast nichts ab. Es folgt allerdings gleich noch eine weitere Steigung, die unsere „Flucht“ ein wneig bremst, aber direkt darauf geht es mit 60 km/h den Berg runter. Zunächst fahre ich noch vorne, doch dann rauscht erst Manfred und dann Reinhold auch diesmal wieder an mir vorbei ….

Auf dem weiteren Weg fängt es dann doch noch stärker an zu regnen und wir suchen uns den nächsten Biergarten. Es ist genau irgendwie genau der gleiche, in dem wir schon vor ein paar Tagen in Bergen bei Regen eingekehrt sind. Wir sitzen also wieder an den weiß-blau bedeckten Tischen und machen Zwangspause.

Doch nur eine kurze Weile später geht es weiter und wir fahren die letzten Kilometer in unserem diesjährigen Radlurlaub. In Grassau angekommen tröpfelt es dann wieder ein wenig, Aber jetzt ist es uns auch egal.

Den Abend wollen wir diesmal in der Post ausklingen lassen, aber irgendetwas behagt uns nicht dort. Die Wirtin kommt gleich und erzählt, was es alles nicht gibt und irgendwie ist die Atmosphäre komisch. So muss ich behaupten, ich wollte ausgerechnet nen Schweinebraten, den es grad nicht mehr gibt und so gehen wir wieder zurück in unser Hotel  – zu unserer  guten Fee und freuen uns auf den Abend. Diesmal ist allerdings auch hier die Platzwahl ein wenig schwierig, zuerst sitzen wir draußen – aber da ist es dann doch ein wenig kühl. Daraufhin gehen wir rein, auf den Platz von einem Abend zuvor. Aber wir werden dann auf einen anderen Platz eingewiesen. So sitzen wir nun endlich an einem gemütlichen Tisch mit Eckbank, jeder guckt zufrieden und gleich gibt es was zum Beißen.

 

Freitag, 19.08.2016

Heute wird nicht geradelt, heute fahren wir nach Hause. Das Wetter ist durchwachsen, Regen ist im Regenradar zu sehen. Das macht den Abschied ein wenig leichter. Das Verwöhnprogramm vom Frühstück aber macht es dann auch gleich wieder schwerer. Bernhard hat sogar die Brezel, die er sich am Abend zuvor gewünscht hatte, schon auf dem Teller liegen. An dieser Stelle einen lieben Dank an Uschi für diese Aufmerksamkeiten!!

Danach ist Koffer und Auto packen angesagt. Für den Tag nehmen wir uns vor, über Wasserburg am Inn zu fahren. Zum einen umgehen wir damit den voraussichtlichen Stau südlich von München und außerdem sehen wir dann doch noch die kleine Stadt am Inn.

Als wir ankommen regnet es aber. Wir laufen ein wenig durch die Stadt, erkunden kleine malerische Gassen und ehe wir uns versehen kommt die Sonne und lässt alles in einem tollen Licht erstrahlen. Wir kehren schließlich in einem gemütlichen Cafe ein, die damit werben, selber Kaffee zu rösten und lassen uns den wirklich guten Capuccino schmecken. So ist dann schnell Mittagszeit und der Abschied steht an – allerdings nicht ohne Überlegungen zu weiteren Touren ….. J

Die Heimfahrt läuft für Manfred und mich dann zunächst recht problemlos. Erst auf der A7 kurz vor Dinkelsbühl geht der Ärger richtig los und wir stehen insgesamt rund 1 Stunde im Stau. Aber am Ende kommen wir gut nach Hause und ich hoffe ihr, Reinhold und Bernhard seid genauso gut zu Hause angekommen!!

 

Damit ist wieder mal ein wunderbarer Radlurlaub zu Ende gegangen. Vor allem Höhenmeter haben uns diesmal beschäftigt. Der Verkehr war zum Teil wirklich extrem und die Radlwege sind hier für Rennradler weitgehend unbrauchbar. Das Wetter war uns hold, wir hatten tolle Sonnnentage und die Temperaturen haben klasse gepasst. Perfekt war wieder mal unser Team, kein Unfall, keine Panne und unser Team hat einmal mehr gezeigt, wie sehr wir uns auch im dichten Verkehr aufeinander verlassen können. Danke an Euch für diese schönen Tage!!!