Samstag, 07. August, 2010
Es ist wieder so weit, wir sind unterwegs mit „unserem“ Bus und 4 Rennrädern im Gepäckabteil! Die erste Etappe von Trier nach Traben liegt schon hinter uns und damit sind die ersten 90,6 km mit 130 Höhenmetern geschafft. Aber der Reihe nach: Los ging es um kurz vor halb acht, Berny kam schon am Freitag abend zu uns hat bei uns übernachtet, damit er nicht noch früher aufstehen muss. Um halb 7 stand er geschniegelt und gebügelt bereit., Dann kurzes Frühstück, alles einladen, nichts vergessen …. wir laufen viermal ins Haus zurück und schauen nach. Das Auto ist wieder ausgerüstet, wie wenn wir uns mindestens 8 Wochen jenseits jeglicher Zivilisation aufhalten würden, der TomTom hängt an der Scheibe, Laptop und Garmin liegen parat, im dicken Leitzordner ist das Kartenmaterial, Anfahrtskizzen, Adressen, Telefonnummern, mehrere Handys. Und dann, endlich, Reinhold abholen und auf die Autobahn. Die Fahrt bekomme ich gar nicht so richtig mit, bin viel zu sehr mit den Gedanken an die kommenden Tage beschäftigt. Aber es sind andere Gefühle, als die im letzten Jahr. Die Sorge es nicht zu schaffen, ist nicht so groß. Mich treibt mehr die Frage um, ob wir auch mit der Navigation wieder so gut zurecht kommen. Aber wir sind ja alles Vermesser – was soll schief gehen? ,-)
Wir kommen dann auch zielsicher in Trier an, Haltepunkt Porta Nigra. Das Auto wird abgestellt und der obligatorische Kuchenstop vor Antritt der Tour: im Angesicht des schwarzen, alten Tores. Ja, es ist uns egal, was der Kaffee dort kostet, weil wir dort unsere Tour beginnen müssen! Es folgt das „Startbild“ – mit Tor im Hintergrund und dann wollen die Herren doch tatsachlich einen Stadtbummel machen. Ich kanns kaum glauben und bin ein wenig traurig, das mein Drang nach Shopping nicht wirklich groß ist. Ich will endlich los …. Endlich kommen wir wieder ans Auto. Gut, es dauert ein wenig, bis jeder wieder alles gefunden hat aber schließlich sitzen doch Reinhold, Berny und ich auf dem Rad auf der Suche nach den ersten Wegweisern. Denn wir haben beschlossen, Radwege zu fahren, die sollen ja im Moseltal richtig schön sein. Manfred hat Dienst im Hausfrauenmannschaftstransportwagen und wir machen Treffpunkte aus. Es klappt hervorragend. Naja, immer am Fluß entlang – sooo schwierig ist es nicht, wir müssen nur darauf achten, immer Moselabwärts zu fahren, und freiwillig fahr ich nicht links oder rechts aus dem Tal heraus. Es war eine klasse Einführungsrunde, der Prolog sozusagen. Jetzt sind wir im Hotel, wie immer siehts im Zimmer aus, wie wenn eine Bombe im Koffer in die Luft gegangen wäre. Zum Abendessen landen wir direkt an der Mosel im Restaurant Vier Löwen bei einem echten Spaßvogel-Wirt. *
Sonntag, 08. August 2010
116 km und 165 Höhenmeter, immer an der Mosel längs schlängeln …. und die ist lang. Und: ab sofort legen wir uns mit ganzen Radsportclubs an … und sind schneller 😉 Aber der Reihe nach: Aufstehen wie immer, frühstücken gehen und da saßen sie: Radlklamotten-bedresst und aufgerosst, einer so sportlich wieder andere, am Buffet wird das Müsli knapp. Ehrfurchtsvoll schauen wir auf die rund 10-köpfige Truppe und denken: denen können wir nicht das Wasser reichen. Dennoch spreche ich einen von ihnen am Buffet an und erfahre zwischen Marmeladenglas und Wurstplatte, wer sie sind und wohin sie fahren: ein Radsportclub aus Luxemburg auf dem Weg nach Koblenz – hin und zurück – 550 km, 4 Tage. Schnell überschlage ich … ok, ist ambitioniert aber nicht jenseits unserer Leistungsgrenze. Jedenfalls wollen sie heute nach Koblenz – wir auch, was ein Zufall ,-)
Um 9 geht’s bei uns los, Manfred platzt schier vor Kraft. Er sitzt den ersten Tag auf dem Rad und fährt vor lauter Kondition um jeden Kreisverkehr gleich zweimal rum. Die ersten 10 km sind Berny und ich damit beschäftigt, ihn zu bremsen, wir wären sonst noch vor 13 Uhr in Lahnstein gewesen. So geht es dahin, der Moselradweg verläuft in weiten Teilen direkt am Wasser, es gibt aber fast überall auch eine Fahrspur direkt am Fahrbahnrand der Bundesstraße. Wir entscheiden schon bald, das der Radweg am Wasser einfach nichts ist für uns und ziehen unsere Bahnen entlang der Straße. Und da – da kommen sie, als wir ein kurzes Orientierungstreffen mit Reinhold einlegen, die Radsportler aus Luxemburg – von hinten …. hm, wieso von hinten? Sie sind doch vor uns los gefahren? Egal, weiter geht es, keine zwei Kilometer und wir ziehen wieder vorbei. Diesmal haben sie allerdings eine Panne. Sie brauchen keine Hilfe, so fahren wir weiter. Nach weiteren ca. 30 km – wir machen unsere erste größere Pause – kommen sie wieder. Wir winken uns freundlich zu. In einem der kommenden Ortschaften macht dann der Radsportclub Pause, wir ziehen wieder vorbei. So fahren wir den ganzen Tag umeinander herum und stellen fast, das wir eigentlich immer erst stehen bleiben müssen, damit sie uns wieder einholen.
Ab Cochem etwa haben wir dann Regen, erst nur ein bisschen und dann richtig …. und wenn man am Hinterrad des Vordermannes hängt, kriegt man auch noch den Dreck der Straße mit ab. Es wird anstrengender aber wenn man erst mal nass ist, ist es wurscht. Und als wir so richtig nass gewesen sind, machen wir die übliche Kaffe- und Kuchenpause. Es ist kalt, wir frieren, der Regen hört aber zum Glück endlich auf. Wir ziehen uns um. Und ich stelle fest, dass unser Mannschaftstransportkofferhausfrauenwagen einfach perfekt ist mit seinen getönten Scheiben rundherum. So können wir uns im Auto geschützt vor neugierigen Blicken von außen in aller Ruhe umziehen.
Etwas später kommen wir nach Koblenz – wir müssen Umleitung fahren, die uns direkt bei „Canyon“ vorbeiführt (die Radfreaks unter Euch wissen schon, was gemeint ist). Das Bild dort mit unseren TrekRädern können wir uns nicht entgehen lassen.
Am Deutschen Eck treffen wir Reinhold wieder. Er hat sich zielsicher einen Parkplatz zwischen den übrigen Bussen organisiert und erwartet uns. Anschließend fahren wir die paar Kilometer noch nach Lahnstein, sind nun in unserem Hotel angelangt und wieder einmal geht’s zum Abendessen. Da landen wir beim „Dalmatiner in einer opulenten Gaststätte, die Teller sind ebenso gefüllt.
Leider hat Axel abgesagt, er wollte heute abend zu uns stoßen und dann evtl. eine oder zwei Etappen mit fahren, aber keiner der ICEs war bereit sein Fahrrad mitzunehmen. Schade ist das! Axel, im nächsten Jahr biste wieder von Anfang an dabei! ;-))
PS, Bernys Rad knarzt auch nicht mehr, nachdem er das Werkzeug aus der Satteltasche geborgen hat. *
Montag, 09. August 2010
Ankunft in Wetzlar, 123 km, 790 Höhenmeter. Es war anstrengend. Ich sehe es den Dreien an, sie sind sehr ruhig ….. Das Auto durfte ich heute lenken.
Wieder liegt ein ereignisreicher Tag hinter uns. Morgens geht es in Lahnstein los, es ist bedeckt aber trocken. Mit dem Bus zusammen finden wir aus dem Ort heraus den Eingang in den Radweg ins Lahntal. Damit war die Route dann vorgegeben: Radweg Lahntal. Sie wollten es probieren, wenn es einigermaßen geht, würden sie ihn weiter fahren, wenn nicht, dann Bundesstraße. Die Drei berichten von Wurzeln, die unter dem Weg durchwachsen und heftige Schläge beim Drüberfahren verursachen, von kurzen Schotterstrecken und üblen Anstiegen (sie berichten von gefühlten 32% – es waren tatsächlich „nur“ 17%), auf die man so nicht gefasst gewesen ist. Dennoch, die Zahl der Tourenradler ist eingegrenzt, Spaziergänger halten sich auch in Grenzen, den plötzlich auftauchenden Booten, Ästen, Pfosten und Wanderern weichen sie geschickt aus. Immer wieder entlang der Strecke treffen wir uns um die Route abzusprechen oder ich versuche Bilder von den Dreien zu machen. Vor der großen Bergwertung des Tages treffen wir uns in Laurenburg. Dort haben sie die Alternative zwischen 3,5 km mit ca. 6 – 7 % oder 2 km mit bis zu 13 %. Die Drei entscheiden sich für die längere Strecke. Ich steige wieder ein ins Auto und nehme mutig die steile ;-)) Doch, ich bin ganz froh, heute nicht auf dem Rad zu sitzen. Ich überwinde also die Steigung, will noch tanken gehen und bereite mich gedanklich auf eine gemütliche halbe Stunde zum Warten vor …. da stehen sie schon wieder da … strahlend und ein wenig schwitzend.
Das Wetter wird zunehmend besser über den Tag. Wir erreichen Diez an der Lahn, dann Limburg, schließlich Weilburg und landen am Ende wohlbehalten in Wetzlar. Am Orsteingang sammele ich die drei auf und wir fahren nach bewährtem Augsburger Muster (Bus mit TomTom voraus und Radler im Windschatten hinterher) mitten durch die Stadt zum Hotel. Der Rest ist Routine und seit wir mit Mehrfachsteckdose im Gepäck für die technische Ausrüstung reisen, scheint mir, wird auch das Chaos im Zimmer ein wenig überschaubarer. Abends kehren wir dann im Biergarten an der Domtreppe ein und lassen uns kulinarisch verwöhnen. Berny versucht es mit einem „Schnitzellabbe“, Reinhold setzt auf „Hackbraddepizza“ und Manfred nimmt sich die „Bratwurstpizza“ mit Sauerkraut vor. Ich traue diesen Kreationen nicht und bleibe beim Salat mit Hähnchenschnitzel. Alle drei werden jedoch satt und diese Spiesengestaltung werden wir sicher so schnell nicht veressen. Kurz nach neun bestellen wir uns noch eine Tasse Kaffee, bevor es ins Hotel geht – aber die Kaffeemaschiene ist schon aus und nichts geht mehr. Nun denn, Kaffee macht eh nur wach, wir gehen also ohne. *
Dienstag, 10. August 2010
131,2 km und 630 Höhenmeter ….. ehrfurchtsvoll betrachte ich meinen Tacho. Ok, ich fühl mich auch wie 131,2 km und 630 Höhenmeter …. müde und erledigt.
Gestartet sind wir morgens in Wetzlar, Frühstück schon um halb 8 zum Leidwesen von Berny. Wir wollen früher los, die Etappe ist lang. Aus Erfahrung wissen wir, wir dürfen nicht bummeln. Die Navigation in unbekannten Regionen, das Geradel den Berg hoch, kurze Pausen … und wir wollen vor dem Dunkelwerden ankommen. Also los, höxschte Dischziplin, Männer! Reinhold, Manfred und ich machen uns auf den Weg. Berny hat heute Dienst im Mannschaftstransporthausfrauenwagen.
Richtung Gießen machen wir uns auf ins Lahntal, immer am Ufer entlang bis Gießen, dann biegen wir nach Norden Richtung Marburg ab. Dort quer über den Marktplatz – für die Marburg haben wir nur einen flüchtigen Blick – weiter geht’s. Lange Zeit sind wir dem Lahntalradweg gefolgt. Es ist ein wenig mühsam, weil dieser ständig die Richtung wechselt. Ich denke so bei mir, das es aber trotzdem funktionieren müsste, auch auf Feldwegen nach Görlitz zu kommen. Manfred begrüßt derweil die heimischen Baggerfahrer und Rindviecher auf den Weiden, ich übernehme dafür die Rennradfahrer, die uns entgegenkommen, Reinholds Gedanken würde ich zu gerne lesen in diesen Momenten.
In regelmäßigen Abständen treffen wir auf Berny, Durst und Hunger wird gestillt und weiter geht’s. Bei km 70 gibt’s eine längere Pause, wir stärken uns mit „Mars“, weil wir den nächsten Halt erst in Alsfeld bei ca. km 100 planen. Da haben wir dann die ersten Höhenmeter hinter uns. In Alsfeld angekommen suchen uns ein schickes Cafe mit Kuchen von Oma – extrem lecker. Alsfeld ist ein nettes Städtchen, tolle Geschäfte oftmals Inhaber geführt, sehr individuell und überall ist mächtig viel los.
Aber die letzten 30 km rufen, weiter geht’s. Und weil wir keine Lust mehr auf Feldwege haben, nehmen wir die Bundesstraße. Es ist ein wenig viel los, aber die Straßen sind breit und gut ausgebaut. Es ist wie Erholung, nicht ständig dem Zickzack der Radwege zu folgen. Doch es kam wie es kommen musste: Baustelle und Umleitung. Als wir aber aus der Baustellenrichtung Autos kommen sehen, beschließen wir doch, die Strecke weiter zu fahren und Reinhold meint, „Notfalls tragen wir die Räder“. Berny muss außen herum. Wir radeln los und sind irgendwann fast alleine auf der Straße, sogar die Seitenstreifen fehlen. Als wir einem Fahrzeug der Straßenmeisterei begegnen, fragen wir den freundlichen Herren, ob wir denn hier so weiter fahren könnten. Er meinte, das würde schwierig, wir sollten auf den Radweg aaaaaarrrrrrrrrgghhhhh, der dort vorne rechts beginnt. Da war es, das böse Wort: Radweg. Wir nehmen auch diese Hürde, radeln durch das Vulkanland weiter in Richtung Niederaula. Kurz vorm Ziel kommen wir dann in Oberjossa vorbei und Manfred sticht der Hafer, er gibt Gas wie ein Verrückter und jodelt vor sich hin, wie sich später herausstellt kenn er jemanden von dort und hat bewegte Erinnerungen …. ich kann sein Tempo nicht mehr halten.
Schließlich sind wir in Niederaula, frisch geduscht gehenwir diesmal im Hotel Abendessen
PS es war ein richtig guter Tag! *
Mittwoch , 11. August 2010
Mittwoch – ohje, schon Mittwoch – 119 km und 500 Höhenmeter
Es regnet! Berny begrüßt mich mit einem freundlichen Hallo und dem Angebot, er würde heute für mich das Auto fahren. Wir kommen an den Frühstückstisch und auch von Reinhold erhalte ich das Angebot, er könnte doch heute das Auto fahren. Aber bis wir fertig sind mit dem Frühstück hört es auf mit dem Regen und ich fahre dann doch selber Auto. Reinhold meint, man müsste heute ein wenig langsam fahren wegen der nassen Straße und weil es spritzt und streicht sich über den etwas verspannten Nacken.
Die Jungs fahren los, ich gehe erst mal einkaufen. Die Luft ist dämpfig und schwül. Wir hoffen, das es wenigstens von oben hält. Den ersten Treffpunkt vereinbaren wir kurz vor Bebra – Eisenbahnknotenpunkt fällt mir dazu sein. Kurze Pause, Routenplanung für alles weitere. Wir verlassen heute dann Hessen und kommen nach Thüringen. Die Kartengrundlage wird schlechter, wir merken es deutlich bei unserer Routenfindung. Oftmals verwirren auch die Wegweiser. Es wird komplizierter mit der Navigation. Ich verfahre mich immer wieder mit dem Bus und hoffe nur, das die drei der digitalisierten Route im Garmin folgen können. Schließlich erreichen wir doch Eisenach und es folgt ein zweiter Halt und die Mittagspause. Rund 75 km stehen mittlerweile auf den Tachos. Mitten in der Stadt finden wir einen Biergarten. Die Parkplatzsuche ist dann ein wenig schwieriger. Mit dem großen Bus ins ein Parkhaus verbietet sich wegen der Höhe. Ich freunde mich mit einem Repräsentanten des hiesigen Ordnungsamtes an, der gerade eifrig dabei ist, Knöllchen zu verteilen Er verrät mir in unmittelbarer Nähe zum Zentrum einen Platz für unser Gefährt. Schließlich sitzen wir direkt am Marktplatz, gegenüber der Taufkirche von Johann Sebastian Bach und: ja, wir haben sie uns auch angesehen 😉 Salat und Gulasch gibt es als Stärkung für die weitere Tour.
Weiter geht’s zur letzten Runde. Aus Eisenach herauszufinden gestaltet sich für alle ein wenig kompliziert. Ich lande schließlich auf der nigelnagelneuen A4 und fahre Richtung Gotha. Dort wollen wir uns wieder treffen. Aber so einfach ist das nicht. Wo wir uns treffen wollen, führt kein Weg für die Radler hin. Ich weiß schließlich nicht mehr, wo die drei sind. Dafür kenn ich sämtliche Feld- und Wiesenwege der Gemeinde Hörselgau. Als ich schließlich in der ehemaligen LPG stehe, drehe ich doch um – doch nicht ohne vorher noch schnell ein Bild gemacht zu haben. Und endlich finde ich auch die drei wieder.
Schließlich landen wir in der Nähe von Gotha in unserem Hotel, telefonieren noch gschwind jemanden herbei, der uns aufschließt „Ach, und Sie wollen jetzt in die Zimmer“ höre ich jemanden am Telefon mich fragen. „Ja, wenn es das ginge, wäre es nicht schlecht.“ gebe ich zur Antwort. Heute abend fahren wir nach Gotha hinein und dort was essen. Wir entscheiden uns für den Ratskeller, sitzen direkt auf dem Marktplatz von Gotha. Allerdings ist hier nicht wirklich viel los. Wir sind ein wenig erstaunt, wie leer alles ist.
Wieder liegt eine Etappe hinter uns – und morgen geht es schon an die Nummer 6. *
Donnerstag, 12. August 2010
6. Etappe, 0 km und 0 Höhenmeter … es regnet!!!!!!! – ach was: es gießt aus Eimern!!!!! Dennoch erscheinen alle Radler im Radldress beim Frühstück, die Hoffnung, das es aufhört besteht. Und wir feiern Bernys Geburstag: Herzlichen Glückwunsch Berny!! Doch auch nach dem Frühstück regnet es immer noch wie verrückt. So packen wir die Rädern wieder ein und beschließen, erst mal mit dem Auto nach Erfurt zu fahren. Gesagt – Getan – wenigstens fahren wir genau die Radlstrecke, die wir uns vorgenommen haben. Für solche Zwecke war ja auch der Bus dabei. Das Konzept passt immer noch. In Erfurt gießt es weiter. Also ist Stadtrundgang mit Polsterradlhose angesagt: Dom, Krämerbrücke, alle möglichen Kirchen – und schließlich landen wir in einem Cafe mit wirklich ausgesuchten Torten. Keiner hat Hunger und jeder hat ein solches Stückchen vor sich stehen …. draußen regnet es immer noch. Kurz vor 12 erkundigt sich Reinhold nach der Uhrzeit, er wollte wohl zum Mittagessen nicht zu spät kommen 😉 Ich nutze die Gunst der Stunde, ein wenig in den KrimsKramsLäden mich umzusehen – natürlich nicht ohne auch etwas zum Verstauben für zu Hause zu erstehen. Aber auch die drei Herren haben Jagderfolge zu verzeichnen Wir besichtigen noch eine weitere Kirche und den Dom – und sind schließlich fast so nass, wie wenn wir Rad gefahren wären. Eigentlich schon blöd, das wir Städte nur im Dunkeln oder bei Regen sehen – denn sonst sind wir ja Radeln 😉
Und weil es immer noch regnet und der Drang aufs Rad nach wie vor deutlich gebremst ist, geht es weiter nach Weimar. Wieder suchen wir einen Parkplatz … und keiner steigt aus. Gerade in diesem Moment kommt es fast Wolkenbruchartig von oben. Eine Dame trägt Kuchen vorbei …. den könnte man der doch abnehmen, damit wir hier nicht bei Regen verhungern müssten … ? Etwas später läuft eine ältere Dame vorbei, in der Hand einen lila-geblümten Regenschirm, Manfred überlegt, ob die den wirklich braucht oder ob …. wir konnten ihn grad noch am Aussteigen hindern 😉 Als es dann endlich ein wenig nachlässt, verlassen wir das Auto und marschieren Richtung Innenstadt, zielsicher auf den Weg in die nächste Kneipe. So eine Herumsitzerei macht hungrig. Die Herren bestellen Pizza, ich bekomme eine wunderbare Thüringer Roulade – der Tag plätschert im wahrsten Sinne des Wortes vor sich hin. Nach einem Rundgang durch Weimar geht’s weiter nach Apolda – aber die Lust auf Rundgang ist inzwischen auch gebremst. Manfred bewacht das Auto, Berny und Reinhold marschieren los um nach 5 Minuten wieder zurück zu sein und ich sehe mich in der Kirche, auf deren Parkplatz wir stehen, ein wenig um. Darin befindet sich eine Fotoausstellung mit dem Titel „Gesichter“.
Es regnet übrigens immer noch, allerdings nicht mehr so stark. Doch jetzt will auch keiner mehr raus und das Rad noch dreckig machen. Wir fahren also Auto nach Weißenfels, Einchecken, alles wie immer. Und ich frage mich einmal mehr, wie man ein Hotel, was am Kreisverkehr einer Bundesstraße liegt so fotografiert, das man das im Internet nicht sieht. Ich muss in Sachen Bildbearbeitung doch noch einiges lernen.
PS: ein Tag ohne Radeln ist irgendwie noch anstrengender ….. 😉 *
Freitag, 13.August 2010
„De Radfahrer sen do“ so werden wir empfangen. Genau, wir sind angekommen – in Döbeln. Nach 107 km und 375 Höhenmetern kommen wir schon gegen 16 Uhr bei der Pesion an. Wir werden von einer unglaublichen netten und ebenso bunten Scheffin und einem netten Herrn in einer sehr alten aber wunderbar hergerichteten Villa begrüßt und in herrliche Zimmer geführt.
Aber erst mal der Reihe nach: los ging es heute morgen wieder pünktlich in Weißenfels. Nach einem tollen Frühstück mit Spiegelei und Speck radeln wir weiter gen Osten, südlich an Leipzig vorbei. Wir fahren durch eine wunderbare Landschaft – fast alleine auf sehr gut hergerichteten Ortsverbindungsstraßen. Das Rennradfahren ist ein Genuß. Reinhold, der heute Stubendienst im Mannschaftswagen schiebt, ist ein wenig neidisch – was ich nur zu gut verstehen kann. Aber er fährt immer dicht bei uns, zeigt uns die Richtung.
Auf diesen ersten Abschnitt folgt dann die Fahrt quer durch die südlich von Leipzig gelegenen Braunkohletagebaugebiete – hier gibt es nur noch Bundesstraße und die sind dicht befahren, es ist anstrengend – aber immer noch schön. In Borna machen wir eine kurze erste Pause.
Weiter fahren wir – ein wenig schlapp bin ich, die Pause hat mir nicht gut getan. Der Wind kommt auf einmal von vorne, es geht immer wieder in Wellen zwischen den Ortschaften rauf und runter. Schlachkaputt komme ich in Großbothen an. Dort finden wir eine Imbissstube – scheinbar der Fernfahrergeheimtip: Kaffee für 59 Cent. Wir essen eine Kleinigkeit, die Schnitzel sind unglaublich tot und hart – das trainiert die Kaumuskeln. Aber es hilft ja nichts, auch wenn die Dinger hart und trocken im Magen liegen, wir fahren weiter. Schließlich erreichen wir das Tal der Mulde und nach nur ganz ganz kurzer Diskussion beschließen wir, den Mulda-Rad-Wander-Weg zu nehmen. Herrlich ausgebaut und beschildert jagen wir dahin. Ein wunderbares Tal durchfahren wir, die Landschaft und das Radeln – es ist ein Hochgenuss. Wir kommen an einem Mirabellenbaum vorbei, der schon fast reife Mirabellen trägt und versuchen ein paar. Auf dieses unglaublich tote Schnitzel von vorhin tun mir die Dinger richtig gut. Manfred macht sich Sorgen, sie wären noch nicht ganz reif …. 😉 Etwas weiter – wir müssen kurz einen technischen Batteriewechselstop wegen dem Garmin einlegen – überholt uns gemütlich radelnd ein Herr. Wir beschließen, ihn schnellstens wieder einzuholen. Doch er radelt gemütlich über die Bahnlinie, wo die Ampel noch im gleichen Augenblick auf rot springt und wir warten müssen. So haben wir ein wenig mehr zu tun, diesen Herrn wieder einzuholen. Etwas weiter – wieder ein Halt: Schotter. Sollen wir weiter fahren? Und während wir noch nachdenken und die Karte studieren, kommt ein älterer Herr auf dem Rad um die Ecke geflitzt. Kurz entschlossen spreche ich ihn an, wie lange denn das mit dem Schotter so geht: „Ooooch imma wieda, aber die könnt ihr mit Euren Rädern och fahren“ gibt er zur Auskunft und fährt zügig weiter. Also gut, dann fahren wir da „och“, holen den Herrn schnell wieder ein und wollen ihn überholen. Aber das ist gar nicht so einfach. Der Weg wird mittlerweile zu einem Waldweg – hoch, runter, links, rechts, zwischendurch und mittendrüber. Manfred, der vorne fährt, schafft es, ihn an einer kleinen aber heftigen Steigung zu überholen – und der ältere Herr hängt sich plötzlich kurbelnd wie ein Heftlesmacher Manfred ans Hinterrad – und Manfred gibt noch mehr Gas. Berny und ich haben alle Hände voll zu tun, den Anschluss nicht zu verlieren. Der Weg ist sooo schön und wir flitzen wie von der Tarantel gestochen hindurch. Und der Herr gibt auch nicht auf. Als wir an Spaziergängern vorbei kommen können wir nur noch „Vorsicht“ rufen und sind auch schon vorbei. In der nächsten Ortschaft bleiben wir stehen und lassen den Herren, der ein wenig schon glänzt im Gesicht, alleine weiter ziehen – womöglich sind wir noch Schuld, wenn er es am Herzen bekommt.
So landen wir also zügig und schnell in Döbeln und werden mit einem wirklich freudigen „De Radfahrer sen do“ begrüßt. An diesem Abend schlendern wir gemütlich durch Dübeln, beim Finden eines Restaurants tun wir uns ein wenig schwer. Schließlich entdecken wir,d as der Ratskeller geöffnet ist und verbringen dort den Abend. Damit haben wir auch die 7. Etappe hinter uns gebracht, jetzt sind es noch zwei ….. *
Samstag, 14.Augsut 2010
114 km und 620 Höhenmeter.
Der Blick gleich morgens aus dem Fenster verheißt schon wieder nichts gutes – und es regnet ….. aber es ist den Herren egal. Aufs Rad geht’s, keiner ist zu halten. Der eine Regentag im Auto hat gereicht. Reinhold hat nach zwei Ruhetagen hintereinander Kraft und düst ständig als erster um die Ecken. Ich sitze heute also dann im Bus und versuche, voraus zu fahren. Aber das ist auf den kleinen verwinkelten Sträßchen nicht so einfach. Wildromantisch arbeiten wir uns in Richtung Elbe vor und ich habe immer wieder das Gefühl, wir kommen nur rund 14 Tage nach dem letzten Straßen-Teer-Trupp hier durch. Einige geteerte Pfade kennt nicht mal der TomTom. Allerdings eine kurze Strecke hatte der Teer-Trupp dann doch vergessen. Ich fahre außen herum und hoffe, die Herren folgen mir einer Steigung hinauf – aber denkste. Sie biegen ab, so ist schließlich die Route geplant, meint Manfred. Ich treffe die Drei nach kurzer Zeit wieder …. was soll ich sagen, sie sehen aus wie kleine Wildschweinchen – und die Räder erst ….. In der nächsten Ortschaft wird angehalten und Radputzen ist angesagt, vor allem der Sand muss von den Bremsbelägen runter, das Geräusch beim Bremsen tut weh. Wir sollten doch mal einer Firma anbieten, wir testen ihre Räder auf Herz und Nieren – kreuz und quer durch Deutschland. Mit Klopapier und Lappen gehts also dem Dreck zu Leibe. Berny meint nachdenklich, er hätte vorher nicht gewusst, wie Manfred fluchen kann – Manfred guckt schuldbewusst. Weiter geht’s an die Elbe. Bei Zehren wollen wir hinüber …. aber da steht „geschlossen“ am Fähranleger. Ein netter Mann beschreibt uns eine Radlerfähre etwas weiter Elbabwärts in Niederlommatzsch. Ob die fährt gucken wir gschwind im Internet nach und rufen die Nummer des Bootstelefons an. Wir erfahren, das die Fähre fährt und planen die Route ein wenig um. Die Drei fahren Richtung Norden über die Fähre und ich durch das südlich gelegene Meißen auf die andere Elbseite an den neu vereinbarten Treffpunkt und warte auf die Herren.
Der weitere Verlauf der Etappe ist eher ruhig, die Strecke wird einfacher, weniger Kreuzungen. Kilometerlang geht’s durch landwirtschaftliche Flächen – kein Haus zu sehen. Als die Strecke quer durch einen Truppenübungsplatz verläuft, weichen wir auf die Bundesstraße aus – und die Herren kommen auf den Geschmack. Nun hat keiner mehr Lust auf Nebenstraßen. Pause legen wir schließlich in Schwepnitz ein. Wir finden eine Kneipe ein wenig abseits, wo wir sichtlich auffallen. Aber die jungen Wirte sind sehr freundlich und zuvorkommend und günstig ist dieser Stop auch noch. Es folgen die letzten 25 km für diesen Tag. Die Räder werden am Zielort noch ein wenig gepflegt, die Ketten geölt und grob gereinigt – damit es morgen zur letzten Etappe wieder los gehen kann. PS, und ich fürchte, ich krieg Post vom Landrat aus Bautzen … ;-( *
Sonntag, 15. August 2010
92 km und 230 Höhenmeter und 92 km Gegenwind.
„Sie haben ihr Ziel erreicht“ …wir sind in Görlitz angekommen. Ziemlich erledigt sind wir. Fast die ganze Strecke blies uns der Wind von vorne an und war dabei ganz schön heftig. Aber der Reihe nach. Aufstehen, Frühstück wie immer … fast … wir sind ein wenig früh dran und bringen das Hotelpersonal dazu, schneller zu arbeiten als geplant. Aber alles geht gut, wir werden auch an diesem morgen wieder bestens versorgt und satt. Danach folgt wieder Fahrzeug packen, alles verstauen, Räder klar machen. Manfred ist noch nicht da und so wollen wir drei ihm die Mechanikertätigkeiten abnehmen. Wir kümmern uns schon mal um das liebevolle behandeln der Ketten mit Öl …. und als wir so Hand in Hand vor uns hinwerkeln kommt der Scheffmechaniker und schimpft ein wenig mit uns: „Öl nur abends, nicht morgens, wird ja alles schwarz!“ Wir gucken uns schuldbewusst an. Ich beschliesse, meine Hilfsmechanikerkarriere an den Nagel zu hängen, gehe Hände waschen und ziehe die weißen Radlhandschuhe an. Nein, ich kann den dreckigen Lappen nicht aufräumen! ;-). Dann geht’s endlich los, Berny muss Auto fahren. Es hätte Katzen hageln können, heute wäre keiner freiwillig ins Auto gestiegen. Manfred und Reinhold wechseln sich ab in der Führungsarbeit gegen den Wind, ich schnapp mir das jeweilige Hinterrad und mache mich klein. Und als ich mal vor fahre um auch ein wenig im Wind zu fahren, ernte ich glatt von Manfred ein „Na, wir fahren Dir wohl nicht schnell genug“ Nach etwa 3 km beenden sie meine Führung und weisen mir wieder meinen Platz am Hinterrad zu.
Wir fahren vorbei an alten Tagebaulöchern, die zu Seen geworden sind, wunderbare Landschaften. Aber wir verändern dann doch unsere Route, wir wollen so einen Tagebau mal sehen. So kommt es, das wir beim Kraftwerk Boxberg in den Bus einsteigen, die Räder werden kurzerhand verladen. Wir fahren einen Umweg von rund 40 km zu einem Aussichtspunkt beim Tagebau Nochten. Naja, wenn man mit drei Ingenieuren unterwegs ist, gehört solch eine Besichtung zum Pflichtprogramm. Aber auch finde so etwas unglaublich spannend und interessant. Berny bringt uns dann wieder zurück zu unserem „Verladepunkt“ und wir steigen auf die Räder und radeln weiter….immer mutig in Richtung eines heraufziehenden Gewitters. Das entlädt sich dann auch prompt über uns, als wir gerade durch Mücka radeln. Wir entscheiden uns vor das Vordach der örtlichen Sparkasse als Regenschutz. Dort treffen wir ein Ehepaar aus Bautzen, die auch vor dem Regen Schutz suchen und kommen ins Gespräch. Überhaupt – wir haben immer wieder Leute kennen gelernt auf unserer Tour, eine feine Bereicherung unserer Reise.
Schließlich hört es auf mit dem Regen, wir ziehen weiter – bis Niesky, wo wir in einem Cafe landen und uns stärken – mit Eis, Kuchen und Bockwurst. Mittlerweile hat jeder so seine Taktik, mit welchem Futter er am besten den letzten Teil einer Tagesetappe bestreitet.
Angekommen in Görlitz ist unser erster Weg dann an die polnische Grenze für das Zielfoto.
Meine Herren, es war wieder eine überaus gelungene und kurzweilige Reise. Wir haben unglaublich viel gesehen, die Eindrücke müssen erst mal verarbeitet werden in den nächsten Wochen. Ich danke jedem einzelnen von Euch, das ihr für mich immer ein Hinterrad frei hattet und auf Wunsch auch für Fotos stehen geblieben seid. Und ich bin froh, das wieder nichts passiert ist, diesmal hatten wir nicht mal eine Panne. Es waren eindrucksvolle und tolle, manchmal anstrengende und oft lustige 1005 km von West nach Ost, von Trier nach Görlitz. Wir sind angekommen. *
Montag, 16. August 2010
Rückfahrt – im Auto, nix km ….
Ein wenig traurig aber hochzufrieden stehen wir an diesem Morgen auf. Die Radltour ist beendet, heute kommt die Heimfahrt. Wir brechen auch an diesem Tag wieder zeitig auf, wollen auf dem Heimweg noch über Bautzen und Dresden fahren, Kulturprogramm ist angesagt.
Gesagt – Getan – wir landen also zuerst mal in Bautzen und besuchen die Gedenkstätte des ehemaligen Stasi-Gefängnisses. Es ist sehr informativ aber für mich auch unheimlich bedrückend. Dennoch lesen wir mit großem Interesse die Berichte und angebotenen Informationen und sammeln Eindrücke aus einer Zeit, die doch noch gar nicht lange vorbei ist – Eindrücke, die mich sicher noch lange beschäftigen werden und ich glaube, den anderen dreien geht es nicht anders. Ein wenig ruhiger wie sonst fahren wir dann auch weiter nach Dresden. Das Auto ist flux auf einem Parkplatz aufgeräumt und wir laufen durch die Stadt: Frauenkirche, Elbufer, Dom, Semperoper, Zwinger – das volle Touriprogramm. Im Angesicht der Frauenkirche essen wir eine Kleinigkeit – und besichtigen danach die Kirche. Es ist eine wunderschöne Kirche geworden, wir sind alle sehr beeindruckt.
Danach nur noch Heimfahrt, erst fährt Reinhold, dann Manfred, tanken, noch eine Kleinigkeit Essen gehen. Wir landen in einem Restaurant, wo gerade aus dem Nebenzimmer die Gäste einer Verkaufsfahrt herauskommen. Bepackt mit Messersets, Puppen und schicken weinroten Rollkoffern mit Aluleiste (gell Reinhold?) verlassen sie den Saal. Wir fahren dann auch nach Hause, es regnet mal wieder, ich überlege, wo meine Regenjacke …….. *seufz*
Jetzt sind wir zu Hause, eigentlich sollte ich auspacken, Wäsche waschen, aufräumen …. aber ich sitze hier und schaue mir erst mal ein paar der Bilder an … und denke an die letzten 10 Tage und 1005 km auf dem Rad. Es war schön.