2012 – Basel-Rügen

Bilder

die Kurzfassung:

  • 5 bzw. 4 Leute
  • Rennrad
  • 1250,2 km
  • 10 Etappen

Und jetzt die Langfassung:

In diesem Jahr führt uns unsere Deutschlandtour wieder diagonal durch Deutschland, von Basel nach Rügen haben wir uns vorgenommen. Wie schon die Jahre zuvor wurde es eine traumhafte Fahrt. Dabei waren:

  • Bernhard Ritter
  • Reinhold Färber
  • Axel Hörn
  • Manfred Fick
  • Elke Lehnert

Anfang August waren wir wieder unterwegs. Das Konzept mit dem Begleitbus, der an jedem Tag von einem anderen aus dem Team zu fahren ist, hat sich bewährt und so machen wir es auch in diesem Jahr wieder genauso.

Unser Autovermieter überrascht uns mit einem neuen Fahrzeug, dem Benz aus den Vorjahren traut er eine solch weite Reise dann doch nicht mehr zu. So sind wir in diesem Jahr mit einem weißen Ford-Transit unterwegs. Die neue ungewohnte Farbe sorgt dafür, so dass wir in den ersten Tagen den Bus dann doch das eine oder andere Mal übersehen.

Die Reise beginnen wir ganz im Süden im europäischen Ausland, in Basel. Die gesamte Strecke haben wir uns dann in 10 Etappen aufgeteilt, und hoffen, das wir am 13. August am späten Nachmittag an der Ostsee am Kap Arkona ankommen.

In diesem Buch berichte ich also von unserer 4. Deutschlandtour und wie in den Jahren zuvor vorne weg die wichtigste Feststellung: es war einfach herrlich!

Bilder

Samstag, 04. August 2012

Basel – Schwanau
(114,5 km, 135 Höhenmeter)

Die erste Etappe ist erledigt – der Tag verging wir im Flug – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit mehr als 27 km/h im Schnitt geht es dahin. 114,5 km stehen auf dem Tacho, als wir in Schwanau ankommen.

Wir haben die Tour jetzt nur zu fünft angetreten. Eigentlich wollten wir zu sechst los. Rolf kann aber leider nicht mit kommen – Gute Besserung senden wir DIr auf diesem Weg – und auch für alles andere – unsere Gedanken begleiten Dich.

Aber jetzt zuerst mal zur größten Überraschung: wir haben ein niegelnagelneues Fahrzeug bekommen. Unser Autovermieter hat dem alten roten Benz von unseren letzten Touren so eine weite Reise nicht mehr zugetraut. So haben wir einen acht Tage alten Ford-Transit – in weiß. Jetzt heißt es umgewöhnen, schließlich sind wir auf rot konditioniert. Bernhard gibt zu bedenken, das nun wohl doch jeder lieber Auto statt Rad fahren wollte …. lächelnd widersprechen wir ihm, sichern ihm aber zu, er dürfe jederzeit Auto fahren, wenn er wollte.

Begonnen hat dann der heutige Tag sehr früh, Aufstehen um 5, Abfahrt um 6, Die erste halbe Stunde verbringen wir mit der Erkundung des Transit – lauter neue Knöpfe. Den „Eco-Knopf“ machen wir gleich mal aus – und Manfred ist glücklich, plötzlich auch schneller wie 110 km/h fahren zu können. Axel treffen wir um halb 8 in Karlsruhe. Es klappt wie am Schnürchen. Ohne Stau fliegen wir durch bis Basel. Nicht mal an der Grenze will man was von uns. So geht es schnurstracks nach Klein-Basel ans Rheinufer. Ausladen, alles klar machen, Taschen, Getränke, Helm, Handschuhe, Handy, Garmin, Tacho zusammen suchen. Axel bastelt noch flux Bernhards neuen Tacho an sein Rad – ein vorweggenommenes Geburtstaggeschenk von uns. Bernhard strahlt.

Ich habe den ersten halben Tag Busdienst, Bernhard und ich teilen uns heute die Etappe. Die Herren radeln los und ich versuche, aus Kleinbasel wieder herauszukommen. Lauter Einbahnstraßen und Velo-Wege – ich fahre um den einen Block sicher dreimal herum, bis ich den richtigen Ausgang finde. Es ist wie ein Labyrinth und ich bedaure, früher nicht intensiver die Rästellabyrinthe in den Salamanderheftchen gelöst zu haben… Zumindest begreife ich heute, wofür die Dinger gut sind.

Aber schließlich bin ich draußen und treffe die vier wieder. Im Konvoi geht es über die Grenze zurück nach Deutschland, kein Grenzbeamter weit und breit. Wir setzen die Fahrt fort. Die vier sind wie vom Hafer gestochen unterwegs. Bernhard tritt rein wie nie – und stellt erstaunt fest, wie schnell das doch ist.

Nach rund 40 km streike ich – die Herren haben inzwischen mindestens zwei sehr vielversprechende Angebote eines Biergartens und einer Gartenwirtschaft ausgeschlagen und sind vorbei geradelt. Es ist fast 12 Uhr ich habe Hunger, denn das Frühstück fiel heute morgen aus. Wir machen also Rast an Ort und Stelle und fallen über den Proviant her: jede Menge Brötchen, Aprikosen, Mars-Riegel und Äpfel.

Die Fahrt wird frisch gestärkt fortgesetzt, es geht nicht wirklich rauf und runter, dafür kommt der Wind von vorne. Das war anders geplant ….. aber es soll in den nächsten Tagen besser werden – sprich der Wind soll auf SW drehen.

Eine weitere Pause legen wir in Burkheim am Kaiserstuhl ein, Bier und Kuchen. Bernhard und ich tauschen die Rollen, er darf nun ins Auto und ich bin glücklich, endlich auch in die Pedale treten zu dürfen. Aber es kam, wie es kommen musste: die einzigen Höhenmeter des heutigen Tages kamen genau jetzt. Aber auch das klappt gut und nach rund 40 km ruhiger schneller Fahrt landen wir in Schwanau. Dort begrüßt uns ein örtlicher Gesangverein und eine sehr nette Wirtin. Bernhard hat schon alles geregelt und erkundet und hält die Zimmerschlüssel in der Hand.

An diesem Abend bleiben wir direkt dort im Wirtshaus, italienische Küche lockt. Die Temperaturen sind so, dass man prima draußen sitzen kann. Mit SchniPoSa und Lasagne stillen wir den Hunger und gehen erst etwas später müde zu Bett.

Sonntag, 05. August 2012

Schwanau – Bruchsal
(127,55 km, 35 Höhenmeter)

127,55 km – und wir sitzen glücklich bei unserem Kollegen Thomas auf der Terrasse. Er steht am Grill und es duftet vielversprechend. Thomas, Dir und Deiner Familie einen herzlichen Dank für die Einladung zu Dir nach Hause!

Aber jetzt kommt erst mal der Bericht vom Tag. Eigentlich gibt es nichts aussergewöhnliches zu berichten: Aufstehen um 7, Frühstück um 8, Abfahrt um 9. Bernhard tritt die Etappe heute im LGL-T-Shirt an – damit auch jeder weiß. woher wir kommen. Das Wetter ist mit rund 20 Grad und leichter Bewölkung angenehm kühl, der Wind kommt von hinten, Höhenmeter gibt es heute außer drei oder vier Autobahnbrücken auch keine und ich habe immer ein Hinterrad, an das ich mich hängen kann – was will ich eigentlich mehr?

Wir fahren also Richtung Kehl, quer durch jede Menge Maisfelder. Dazwischen steht in „kleiner Mais“, der aber von Reinhold sehr schnell als Hirse entlarvt wird – wieder was gelernt.

In Kehl treffen wir Manfred wieder. Die ersten 40 km haben wir auf teils schnurgeraden Straßen direkt am Rheindamm hinter uns gebracht. Als wir kurze Pause machen, zeigt Reinhold lächelnd auf seinen Tacho, der einen Durchschnitt von 30 km/h anzeigt. Wenn das so weiter geht, bin ich platt bis Karlsruhe.

Wir stärken uns und  fahren weiter – Manfred bleibt in Deutschland, wir gehen über die Brücke nach Frankreich. Aber da funktioniert ganz schnell die geplante Strecke nicht mehr, Schotterwege wollen wir nicht fahren. So nehme ich meine gesamten Französischkenntnisse zusammen und frage einen dort herumradelnden Radler „Sprechen sie Deutsch“. Er lacht und sagt „Ja – ein bisschen“ Er erklärt uns, das der Rheinuferweg asphaltiert ist und wir ihn problemlos fahren können. Was er nicht sagt, ist, das dieser Weg Kilometerlang an einem kleinen Kanal entlang geht, der durch einen hohen Damm vom Rhein getrennt ist. Wir sehen also den Rhein überhaupt nicht. Die Herren sind auch nicht bereit, die kleinste Pause zu machen – „Strecke machen“ ist angesagt. Auch noch in Frankreich fährt sich Axel einen Glassplitter in den Hinterreifen. In Rekordzeit wechselt er den Schlauch. Einige Zeit später muss er auch noch den Mantel wechseln. Im Bus, der neben Mannschaftstransportaufgaben auch eine Art Werkstattwagen ist, ist alles Notwendige vorhanden.

Wieder zurück auf der deutschen Seite treffen wir Manfred und landen in Wintersdorf in einem schattigen Biergarten zur Pause.

Kurz darauf trennt sich Manfred dann von uns und fährt schon mal vor in Richtung Stutensee-Spöck – zum Thomas – und bereitet die Familie mental auf uns vor. Wir machen uns auf den Weg durch Karlsruhe. Die Radwege sind gut ausgebaut, trotzdem ist es sehr anstrengend: auf den Weg achten, den Garmin nicht aus den Augen lassen, aufpassen, das man dem Vordermann nicht hinten drauf fährt, Ampeln beachten, Radwege suchen, Schlaglöchern ausweichen, auf Straßenbahnschienen achten… ich bin heilfroh, als wir vor dem Schloss ankommen. Dort am Brunnen halte ich meine Füße ins Wasser – eine Wohltat. Aber es geht weiter – wir fahren die Friedrichstaler Allee in RIchtung Spöck: 15 km schnurgerade durch den kühlen Wald.

Manfred und ich fahren dann vor dem Abendessen noch kurz nach Bruchsal und holen die Schlüssel für das Hotel, wir übernachten im Poseidon … dabei erfahren wir, das wir morgen kein Frühstück bekommen, weil die Dame, die das macht, Urlaub hat. Es ist wirklich erstaunlich – an jedem Tag ist was Neues los. Thomas ´Frau erklärt uns dafür aber gleich eine gute Alternative.

Mittlerweile sind Steaks und Wurst, Salat, Zucchini verspeist, die hungrige Meute sitzt zufrieden am Tisch und es gibt viel zu lachen.

Montag, 06. August 2012

Bruchsal – Frankfurt
(144,2 km, 170 Höhenmeter)

144,2 km!!! Königsetappe! … das war sie schon, die längste Etappe der Tour.

Bruchsal – Frankfurt steht auf dem Programm, ich habe einen heiden Respekt vor diesem Tag. Wir haben zwar keine nennenswerten Höhenmeter – aber die Entfernung ist es, die mich ein wenig einschüchtert.

Der Reihe nach: Der Tag beginnt nicht, wie jeden Morgen. Frühstück im Poseidon – geht ja nicht, wegen Urlaub. So gehen wir in die Fußgängerzone und landen im „Badischen Cafe“ – mit einem wirklich guten Frühstück und einer freundlichen Dame, die uns gerne bedient. Bernhard ergänzt „Andrea hieß sie“.

Danach wieder ans Auto, Räder raus, Gepäck rein. Keiner redet … denken die Jungs auch an die lange Etappe? Schließlich ist alles fertig, jeder hat, was er braucht. Reinhold hat Dienst im Mannschaftswagen. Er startet noch einen letzten Versuch, diesen irgendwie zu tauschen, aber der Rest tut, wie wenn er es nicht hört.

So geht Reinhold tanken und wir radeln los. Ein wenig eintönig ist es, wir fahren durchs Rheintal bis Mannheim. Dazwischen kommt der ein oder andere Regenschauer herunter. Aber das stört uns nicht wirklich. So queren wir Mannheim nebst sämtlicher Hafen- und Industriegebiete in den Vororten. Es strengt an: Lkw, Schienen, schlechte Straßen, immer wieder Regen. Auch hat Axel sich wieder eine Glasscherbe eingehandelt – wieder ist Schlauchwechsel angesagt.

Wir arbeiten uns durch Mannheim durch, radeln am Schloss vorbei, danach über den Marktplatz und verschwinden schließlich in Richtung Sandhofen nach Norden. Dort treffen wir Reinhold und fallen erst mal über die Proviantkiste im Bus her. Wir machen das nächste Treffen aus und schon geht es wieder weiter.  Immer mal wieder versuchen wir uns mit den Radwegen anzufreunden – aber das macht nicht wirklich Spaß: unmögliche Streckenführungen, komische Umwege und Verläufe machen das Fortkommen schwierig. Der Zustand der Wege ist oft sehr schlecht und die Beschilderung unzureichend und falsch. So landen wir entlang der vierspurigen B44 auf einem Feldweg, der später zu einem Grasweg wird. Bernhard meint, es ginge doch ganz gut – aber es strengt sehr an. Wir entdecken schließlich doch noch den Radweg – auf der anderen Seite der Straße. Zum Glück sind unsere Rennräder nicht schwer und wir krabbeln samt Rennräder über die Leitplanken auf die andere Seite.

„Mittagspause“ findet in Biebesheim beim Türken statt, Dönerteller gibt es. Kaffee gibt es keinen, Maschine kaputt.

Wir halten uns nicht länger auf, noch 50 km bis FFM. Wir trödeln nicht. Aber die lange Etappe kostet so langsam Kraft. Kurz vor Groß-Gerau wechseln wir die große Richtung und fahren in Richtung Osten bis zur B3. Von dort aus wieder nach Norden. Schnurstracks geht es durch die Vororte von FFM, der Wind schiebt wunderbar von hinten. Endlich sind wir dann mitten drin in der Großstadt, Feierabendverkehr, Autos, Busse, wir sind hochkonzentriert. Dann noch eine Ecke und wir werden von Zackis Fotogewitter empfangen. Zacki ist ein Freund von mir aus Frankfurt, der es sich nicht hat nehmen lassen, sich heute Abend mit uns zu treffen. Und er hat für uns zwei Ersatzmäntel für unsere Räder besorgt – Zacki, ganz herzlichen Dank dafür.

Heute abend werden wir dann in einer Sachsenhäuser Kneipe abtauchen. Da taucht dann plötzlich Achim auf – noch ein Freund aus dem Frankfurter Raum. Ich freue mich auf unseren Abend und dann auch auf morgen, denn ich sitze im Bus und bin nicht wirklich unglücklich darüber.

Dienstag, 07. August 2012

Frankfurt – Fulda
(120,7 km, 485 Höhenmeter)

Wir sind in Fulda. 120,7 km stehen auf der Uhr, die Herren haben die erste Bergetappe hinter sich gebracht. Ich hatte Dienst im Bus und außerdem begleitet uns der Zacki mit seinen Kameras. So deutete für mich alles auf einen recht entspannten Tag hin, nicht mal um die Fotos muss ich mich kümmern.

Los geht es also mal wieder morgens um 9, pünktlich waren die Herren auf der Straße. Aus Frankfurt heraus zu kommen war recht einfach, sie fuhren am Mainufer entlang bis Großauheim. Dort an der Brücke trafen wir uns zum ersten Mal und dort stößt auch Zacki zu uns. Ohne nennenswerte Vorkommnisse geht es weiter, das Kinzigtal entlang bis Steinau an der Straße. Dazwischen lauern Zacki und ich den Herren immer wieder mit der Kamera auf und dokumentierten diesen Tag besonders intensiv. Die Herren wechseln sich in der Führungsarbeit vorbildlich ab, jedes mal wenn wir sie treffen, fährt ein anderer vorne. Dazwischen regnete es dann immer mal wieder – egal. Ich sehe zu, dass ich während dieser Schauer im Bus bleibe, nicht, das die Frisur ruiniert wird.

In Steinau machen wir Mittagspause, eine sehr nette Truppe in einer Metzgerei sorgt für ausreichend Futter für die Radler. Ab da wurde es dann ein wenig hügeliger und der Anstieg des Tages stand an: rund 200 Höhenmeter mit etwa 6% waren zu bewältigen. Zacki und ich postierten uns ganz oben und warteten auf die Truppe – die dann zu unserer Überraschung viel schneller als erwartet oben ankam. Kurz darauf verabschiedet sich Zacki. Er hat sicher jede Menge tolle Bilder von uns gemacht – ich bin aber auch sicher, dass das ein oder andere Bild keiner je mehr sehen möchte 😉 Zacki, danke Dir – und von der radelnden Truppe auch einen herzlichen Gruß an Dich.

Nun sind wir in Fulda angekommen, der Bus ist schnell wieder umgepackt. Manfred kümmert sich noch um die Räder, die Ketten werden geschmiert, Bernhard macht Hilfsdienste und ich – nein, ich kann nicht helfen, ich muss das fotografieren. Reinhold verpackt alles fachmännisch zwischen seinem alten Lieblingssofa, ohne das er übrigens so gar nicht mehr in den Urlaub gehen will. Der geneigte Leser sei – um das zu verstehen – auf die Berichterstattung der letzten Jahre verwiesen: wir haben die Sofapolster dabei, um sie zwischen die Räder zu stellen. So schützen wir die Renngeräte beim Transport.

Jetzt sitze ich hier im Hotel und warte, bis Manfred mit dem Duschen fertig ist. Dann geht es in die Stadt – was Essen. Ich hab einen ziemlichen Hunger – so ein Tag Auto fahren strengt mächtig an 😉

Wir drehen wieder mal eine Fußgängerrunde durch die Stadt, sehen den Dom und kehren dann bei einem Italiener ein.

Mittwoch, 08. August 2012

Fulda – Witzenhausen
(129 km, 515 Höhenmeter)

Witzenhausen. 129 km war die Etappe lang und wir haben uns vom Fuldatal ins Werratal begeben. Und schon ist wieder Abend und Zeit, den Bericht des heutigen Tages zu tippen.

Start in Fulda – Aufstehen, Frühstücken, los fahren. Noch vor 9 sind wir auf der Straße. Bernhard muss Bus fahren. alle Tauschversuche schlugen auch diesmal fehl. Wir anderen drei fahren durch das Fuldatal – eine herrliche Straße entlang, toll ausgebaut, dazwischen ein paar Wellen, die wir zügig erklimmen und noch zügiger wieder hinunterfahren. Radwege meiden wir heute komplett. Als ich Reinhold auf einen hinweise, schüttelt der nur den Kopf und Manfred kommentiert das mit einem grinsenden „hehe“. Aber sie haben ja recht, auf den Straßen ist so gut wie nichts los.

Dazwischen treffen wir Bernhard und stärken uns aus der Proviantkiste. Das Wetter spielt perfekt mit – wieder mal kommt der Wind meistens von hinten oder gar nicht, Sonne, Wolken und ungefähr 20 Grad – einfach super. Wir drei finden unseren Rhythmus, mal fährt Reinhold vorne, mal fährt Manfred vorne, mal fahre ich hinten …. wenn ich den Platz vorne haben will, muss ich mich energisch durchsetzen, aber für ein paar Kilometer bekomme ich diese Ehre dann doch immer mal wieder zugestanden. Einen nächsten Stop legen wir dann in Bebra ein – dort wo wir schon zweimal auf unseren Deutschlandtouren durchgekommen sind. Diesmal sind die Radler noch vor dem Bus am Treffpunkt. Es stellt sich aber hinterher raus, dass wir von verschiedenen Treffpunkten ausgegangen waren. Leider sind keine Landfrauen da, die Donauwelle verteilen – siehe D-Tour 2011. So teilen wir uns zu dritt eine Portion Gel-Riegel – pappsüß und klebrig und geschmacklich nicht gerade ein Highlight – aber genial, wenn man frische Energie braucht. Denn ab Bebra kommt der Aufstieg des Tages. Knapp 200 Höhenmeter liegen auf den nächsten 10 km vor uns. Und auf den Abstieg folgt eine g…. Abfahrt – mit 50 und mehr geht es hinab ins Werratal, die Straße ist so gut wie neu, fast keine Autos oder Dörfer – wir haben freie Fahrt und lassen die Räder laufen.

Mittagspause findet in Sontra statt. In einer netten kleinen Wirtschaft irgendwo im Hinterhof werden wir hervorragend bewirtet. Reinhold bestellt ein Spezi und bekommt 0,5l Pils und ein Wasser. Bernhard vertilgt einen Salat mit Putenstreifen, Manfred macht sich über eine Currywurst mit Brötchen her und Reinhold und ich vertilgen jeder einen Strammen Max.

Von dort aus haben wir dann noch rund 45 km zu fahren, doch die sollten es noch einmal in sich haben. Mangels Alternativen fahren wir Bundesstraße. Der arme Bernhard hat keine Chance uns zu treffen – erstens sind wir schneller als erwartet und zweitens fahren wir ganz woanders wie geplant. Aber kurz vor dem Ziel schaffen wir es doch noch, ein letztes Mal uns zu treffen, wir vereinbaren den nächsten Halt dann in Witzenhausen.

Insgesamt sind wir in diesem Jahr deutlich schneller unterwegs. Waren es in den vergangenen Jahren Durchschnittsgeschwindigkeiten von rund 23 km/h, so haben wir dieses mal 25 oder 26 km/h im Schnitt – trotz Durchfahrten durch Städte, die immer länger dauern, weil das navigieren schwieriger ist und weil ständig Ampeln oder Radwege zu beachten sind.

Und wir stellen auch fest, das wir heute abend schon wieder Halbzeit haben. 5 Etappen sind vorbei, rund 650 km liegen hinter uns, noch etwa 600 haben wir zu bewältigen. Die Zeit verfliegt viel zu schnell.

Jetzt geht es aber mal wieder zum Essen, wir immer ist der Hunger groß, der Durst noch größer. Mal schauen, wo es uns heute hin verschlägt.

Wir laufen ein wenig durch Witzenhausen, groß ist der Ort nicht, so sind wir schnell fertig. Am Ende entscheiden wir uns für ein kleines Restaurant in der Altstadt, wo wir auf der Terrasse sitzen können und werden hervorragend verköstigt. Mit einem Kirsch-Eisbecher krönen wir am Ende den Tag und fallen wie immer müde ins Bett.

Donnerstag, 09. August 2012

Witzenhausen – Hildesheim
(122,8 km, 495 Höhenmeter)

Die 6. Etappe ist erledigt. 122,8 km brauchen wir, um von Witzenhausen nach Hildesheim zu kommen. Ich bin heute morgen schon furchtbar müde und tue mir schwer. Reinhold übernimmt die erste Schicht im Bus, so fahren Bernhard, Manfred und ich los. Gleich nach 2,5 km kommt die erste lange Steigung – das ist fies, wenn man im Bauch noch mit dem Frühstück beschäftigt ist. Wir fahren so zügig wie es eben geht.

So geht es weiter durch Göttingen quer durch in Richtung Norden. Der Wind kommt immer mal wieder giftig von vorne, Manfred kämpft sich als erster dagegen an. Bernhard und ich kuscheln uns in seinen Windschatten. Kurz nach Göttingen treffen wir Reinhold wieder, kurzer Halt, was essen – weiter geht es. Nach rund 60 km tauschen Bernhard und ich dann unseren Leader aus, Manfred übernimmt das Auto, Reinhold kommt aufs Rad …. und weil die beiden jetzt ganz sicher protestieren, was ich hier geschrieben habe, sage ich Euch auch noch, wie es wirklich ist: Reinhold und Manfred teilen sich die Etappe und bei der Hälfte wird halt getauscht.

Bernhard und ich beschließen weiterhin, die Etappe in einem eher gemächlichen Tempo bewältigen zu wollen, wir sind uns darin sehr einig und bremsen von hinten. Reinhold muss sich uns schließlich ergeben und macht das etwas gemächlichere Tempo mit. Denn auch er, der sogleich die Führung übernimmt, muss mächtig mit dem Wind kämpfen.

In Bad Gandersbach gibt es endlich Mittagspause, Manfred sucht die Lokalität einmal mehr nach der Attraktivität der Kellnerin aus – aber die Wahl war gut, Nudeln und Kuchen stärken uns. Im gemächlichen Verdauungstempo geht es weiter – wir radeln gemütlich Hildesheim entgegen. Aber es wird wesentlich welliger, der Wind nimmt zu. Es ist Arbeit, bis wir in Salzdetfuhrt sind. Von dort aus hätten wir eine wunderbare lange Passage mit leichtem Gefälle hinunter brettern können – aber die Herrschaften der Straßenmeisterei haben Rollsplitt aufgebracht. Wir sind sehr vorsichtig und fahren verhalten. Schade, denn auf der Strecke wären mindestens 50 km/h drin gewesen.

Schließlich landen wir in Hildesheim. Die Anfahrt gestaltet sich nicht ganz einfach, wir müssen unter anderem über eine Fahrradbrücke, um Bahn und Hauptverkehrsstraße zu überwinden. Da geht es in 1 1/2 Kreiseln nach oben und in nicht mehr enden wollenden Kreiseln wieder nach unten – mir ist schwindelig, als ich endlich aus dem Ding wieder draußen bin.

Jetzt geht aber alles dann doch ganz schnell, noch ein paar Meter Kopfsteinpflaster, um zwei Ecken und wir sind da. Manfred ist schon einige Zeit vor uns am Hotel und überrascht alle damit, das er zum einen schon geduscht ist und zum anderen alle Koffer bereits auf die Zimmer (im 3. Stock!!!) geschleppt hat. Manfred, das war genial, Danke.

Jetzt geht es dann gleich wieder zum Essen. Doch vorher hat Bernhard noch eine kulturelle Runde in Hildesheim eingeplant: Marktplatz (der schönste von ganz Norwegen (Insider)), Stadtkirche, Dom UNESCO Welterbestätte. Wir sind wirklich beeindruckt. Am Ende landen wir dann auf eben diesem schönsten aller Marktplätze, endlich mal in einem Ratskeller und setzen uns mangels Platz zu einem jungen Mann an den Tisch. Der hört uns scheinbar aufmerksamst zu, redet aber selbst kein Wort und trinkt einfach nur Bier nach dem anderen. Im Ratskeller selber sind gerade bayerische Wochen, so hätte ich mitten in Niedersachsen auch noch Chancen auf Knödel. Die Dame am Nebentisch verspeist die Weißwurst gleich mit samt der Wurstpelle  – so ist das halt mit bayerischem in Niedersachsen. Wir lassen es lieber bleiben.

Nach dem Abendessen finden wir noch eine nette Bar auf einen Absacker. Nach intensivem Kartenstudium entscheiden Manfred und Bernhard sich für Caiprinhia – die es zu ihrer großen Freude heute im Jumboformat gibt „Mehr Brüh für weniger Geld!“ Die beiden strahlen. Reinhold und ich bleiben bei je einer Kaffeespezialität.

Morgen darf ich Bus fahren. Im Moment bin ich ganz froh darüber, mich einen Tag ein wenig erholen zu können, aber ich weiß genau, das ich morgen früh doch wieder viel lieber aufs Rad steigen würde. So werde auch ich dann die sinnlose Frage nach Tausch stellen und dann einfach Bus fahren.

Freitag, 10. August 2012

Hildesheim – Salzwedel
(143,8 km, 215 Höhenmeter)

Die Etappe Hildesheim –Salzwedel steht auf dem Programm. 143,8 km sind es am Ende. Die Herren haben eine rasante Fahrt quer durch die nördliche Altmark hinter sich gebracht.

Morgens begann es wie immer – nur diesmal mit einem noch viel besserem Frühstück. Das Hotel, in dem wir nächtigten, gehört zu einer Bäckerei (oder umgekehrt), was sich vor allem im Hinblick auf die Brötchen als besonders positiv erweist.

Noch vor 9 geht es dann los. Die Herren steigen auf und ich ein – ins Auto. Die Frage nach Tausch erübrigt sich obwohl es recht kühl ist und die Wettervorhersage heute wenig mehr als 18 Grad verspricht. Ich steige jedenfalls ins Auto, mach das Radio an, NDR 2 auf volle Lautstärke und ziehe los. Unterwegs treffe ich die Mannschaft immer mal wieder und beschäftige mich ansonsten mit Fotos machen, tanken und Getränke kaufen.

So ziehen wir durch die Altmark, immer in Richtung Salzwedel. Für die Mittagspause wirds dann richtig schwierig. In diesem Teil Deutschlands ist noch weniger los, wie in Köthen Samstag Abend – siehe Tour 2009. Hier gibt’s auch keine Hunde mehr, alle begraben. Nach rund 100 km treffen wir uns dann einfach irgendwo zwischen zwei Ortschaften und futtern, was die Proviantkiste noch her zu geben hat. Die Herren ruhen ein wenig aus, in der Zwischenzeit ziehen zwei Schauer über uns hinweg. So sitzen wir schließlich alle im Bus und warten auf besseres Wetter.

Das kommt dann auch nach einer kurzen Weile und es geht weiter. Wir suchen auch in den noch kommenden Ortschaften nach Möglichkeiten für eine Pause – aber weiterhin Fehlanzeige. Hier kommt alle 6 oder 7 km ein Dorf, ausgestattet mit einer wunderbar gepflasterten Dorfstraße, die besonders auf dem Rennrad so richtig Spaß macht. Zwischen den Ortschaften gibt es eine schnurgerade Straße – oder mit höchstens einer Kurve – und sonst nichts als Landwirtschaft. Menschen sehen wir so gut wie keine, und Hunde – doch, da gab es zumindest einen, der es doch glatt auf Manfreds Beinchen abgesehen hatte. Im Spurt jagt der Vierbeiner urplötzlich hinter ihm her und klingt wenig freundlich. Manfred spurtet noch schneller. Schließlich bleibt der Vierbeiner stehen, Bernhard muss eine Vollbremsung hinlegen – und ich muss meinen Satz, hier wären alle Hunde begraben, überdenken. Zumindest einen haben sie hier also doch noch.

So verschmerzt Manfred aber den fehlenden Mittags-Espresso ein wenig besser und die drei fahren weiter durch bis Salzwedel.

Dort kommen wir gegen halb 5 an, ein freundlicher Hotelier empfängt uns und wir beziehen sogleich wunderbar hergerichtete Zimmer einer alten Häuserzeile mitten in Salzwedel. Für den Abend empfiehlt der Hotelier uns die heimische Küche im „Eisen Carl“ – ich hoffe, die Herren sind damit einverstanden, ich wäre sofort dabei.

So wird es dann auch, beim „Eisen-Carl“ gehen wir Essen. Der Ober wirkt, als wäre er vom letzten Ober-Lehrgang erst seit 2 Wochen zurück. Mit gestärktem weißen Hemd und Krawatte wirkt er seltsam steif und fremd in dieser Gasstätte. Den Hotelier treffen wir auch noch mal – so ganz werden wir das Gefühl nicht los, er hat nachgesehen, wo wir sind. Trotzdem, das Essen ist lecker und wir laufen vergnügt erst gegen später wieder nach Hause.

Samstag, 11. August 2012

Salzwedel – Plau am See
(127,2 km, 290 Höhenmeter)

Die 8 Etappe ist jetzt auch schon vorbei: 127,2 km waren es von Salzwedel bis Plau am See. Und trotz teilweise heftigem Gegenwind schaffen wir es mit einem Schnitt von mehr als 25 km/h.

Morgens wachen wir also in Salzwedel auf. Ein wunderbares Frühstück im Wintergarten erwartet uns, der Tisch ist sehr geschmackvoll gedeckt, es gibt alles, was wir so brauchen: frische Brötchen, Wurst, Käse, ein Ei – wir sind uns einig, das war bis jetzt das Frühstückshighlight. Schließlich reißen wir uns dann doch los und machen uns auf den Weg. Reinhold, Bernhard und ich auf der Straße, Manfred im Bus – nein, es will keiner Tauschen, das haben wir ja nun hinreichend geklärt.

Nach rund 12 km machen wir die erste Pause – Reinhold hat sich irgendwo den Reifen kaputt gemacht und wir müssen ihn wechseln. Aber auch da sind wir ein eingespieltes Team, Manfred ist sogleich mit dem Bus zu Stelle. Ich darf eh nur handlanger Tätigkeiten machen, also beschäftige ich mich mit den Störchen auf der Kirche, die gleich nebenan steht – und mache ein paar Fotos.

So ziehen wir weiter unsere Bahn, immer entlang der geplanten Route durch die nördliche Altmark und dann durchs Wendland. Eine herrliche Landschaft, herrliche Straßen, das Wetter perfekt mit 20 Grad und Sonne und Wolken begleiten uns. Manfred macht noch Einkäufe und wir treffen uns an der Elbfähre in Lenzen. Das Übersetzen geht mir fast viel zu schnell, ich mache ein paar Fotos und wir genießen den Tag in vollen Zügen. Nach einer Stärkung fahren wir weiter, in Putlitz bei Kilometer 90 wollen wir uns wieder treffen. Doch der Weg dorthin ist nicht ganz einfach. Unter anderem fahren wir fast 5 km durch den Wald, erst auf Kopfsteinpflaster, dann auf einem Waldweg – Mist, denke ich, unser ganzer Schnitt ist im Eimer.

Kurz danach treffen wir Manfred, er hat sich schon Sorgen gemacht, wo wir so lang bleiben. Nach der berechneten Zeit hätten wir schneller sein müssen.

So fahren wir weiter, Kilometer um Kilometer, die Strecke wird fast langweilig, keine Kurven, die Straßen Kilometerlang schnurgerade, der Wind von vorne und immer wieder lang gezogene Wellen machen die Fahrt anstrengend. Das Team ist aber gut aufeinander eingespielt, in der Führungsarbeit wechseln wir uns ab.

In Putlitz angekommen steht Manfred schon bereit, er hat den Ort nach einer Lokalität abgesucht und lässt uns wählen zwischen Edeka-Parkplatz mit geöffnetem Edeka-Laden, Döner-Imbiss oder Proviantkiste im Bus. Wir wählen den Döner-Imbiss und versuchen es mit Pasta und Chicken. So richtig gut ging es uns hinterher nicht, aber für die restlichen knapp 40 km haben wir wohl dennoch genug Kraft. Im Verdauungstempo fahren wir zunächst weiter. 20 km vor dem Ziel treffen wir ein letztes Mal Manfred, der heilfroh ist, morgen auch wieder radeln zu dürfen. Dann fährt er voraus ans Hotel –und wir kommen nach. Gegen halb 5 sind wir dann in Plau am See angekommen. Es folgt das immer gleiche Umräumen des Busses und nachher suchen wir uns was Gescheites zum Beißen.

Wir entscheiden uns für das „Fischerhus“ und für Fisch. Es ist mächtig viel los und die Bedienung vergisst uns erst mal. Nach einer knappen Stunde bekommen wir dann doch was zum Essen. Als Entschuldigung bekommen wir dann den Kaffee geschenkt. Nachtisch machen wir dann aber nach einer kleinen Runde durch Plau im Restaurant Fackelgarten.

Sonntag, 12. August 2012

Plau am See – Grimmen
(111 km, 360 Höhenmeter)

Verflixt, die vorletzte Etappe ist auch schon erledigt: 111 km und wir sind in Grimmen. Immerhin 360 Höhenmeter hatten wir heute, dieses Mecklenburg-Vorpommern ist bewegter, wie man meint.

Aber erst mal der Reihe nach und vor allem das Wichtigste: Bernhard, wir gratulieren Dir zum Geburtstag ganz herzlich, bleib gesund und fit und einfach, wie Du bist!

Los geht’s heute Morgen mit Frühstück im großen Frühstückssaal, wir bekommen einen Platz zugewiesen. Wir senken das Durchschnittsalter der Gäste signifikant und  können uns gut vorstellen, was passiert wäre, wenn wir an irgendeinem Stammplatz eines älteren Paares gesessen hätten …. Das Buffet ist voll mit lauter guten Sachen, wir wissen, gar nicht wo anfangen. Da kommt dann auch wieder die Diskussion über das beste Frühstück der Tour, die Herren stimmen für Plau am See. Von der Auswahl her haben sie recht, aber nicht vom Ambiente her betrachtet.

Wir sind heute eine halbe Stunde später dran wie sonst – es ist ja Sonntag. Kurz nach 9 sind wir dennoch auf der Straße, Reinhold muss den Bus fahren. So geht es dahin durch Mecklenburg-Vorpommern. Entweder die Straßen sind kilometerlang schnurgerade und es wellt nur ein bisschen (jedes Rollentraining ist spannender) oder es wellt heftig und die Zahl der Kurven nimmt zu. Zu den ständigen Wechseln zwischen Steigung und Gefälle kommt ein energischer Wind meistens genau von vorne. Die Etappe kostet Kraft.

In Teterow machen wir Pause, Reinhold führt uns in die Stadtmühle, fast ein kleiner Geheimtipp. Es war auf jeden Fall sehr lecker, Bernhard lädt uns ein. Danke Bernhard!!!.

Reinhold unternimmt einen letzten bestimmt nicht ernstgemeinten Versuch, die Autoschlüssel weiter geben zu können – ihr könnt es Euch denken – erfolglos.

Wir ziehen also weiter, Manfred meistens vorne im Wind und Bernhard und ich versuchen, sein Hinterrad zu halten. Irgendwie hat er sich gestern scheinbar besonders gut erholt und radelt munter und fröhlich voraus. Nur dazwischen löst Bernhard ihn ab.

Rund 40 km vor Grimmen wird es dann mit der Route ein wenig schwierig, Kopfsteinpflaster ist alles andere als das was wir wollen. Reinhold erkundet die Strecke und ich nehme mal wieder Kontakt mit einer Einheimischen auf, die sehr freundlich uns erklärt, dass unsere geplante Route kein Problem ist, auch die Brücke über die Trebel wäre fertig. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht realisiert haben, ist das die Route mutig über ein paar Feldwege, durch Wald und die Auelandschaft der Trebel geplant ist. Aber der Weg dort hindurch ist wunderbar asphaltiert und geradezu idyllisch. Die Brücke über die Trebel ist eine Rekonstruktion einer alten Holzbrücke mit Hubvorrichtung. Wir machen ein paar Bilder und gucken Kindern beim Angeln zu. Dann geht’s weiter. Erst mal wieder ein wenig Kopfsteinpflaster – Manfreds Kommentare wiederhole ich hier lieber nicht – und dann heftiger Gegenwind.

Schließlich kommen wir doch noch in Grimmen an, die Dame des Hotels kommt auch gerade, wir können die Zimmer beziehen und trinken erst mal ein Ankunftsbier bzw. ein Ankunftsapfelsaftschorle. Wir studieren die Karte und beschließen, heute abend hier im Haus zu bleiben.

Anschließend machen wir aber mit dem Auto doch noch einen kurzen Ausflug durch Grimmen. In diesem Nest ist genau gar nichts los. Zum Glück finden wir noch eine „In-Kneipe“, wo wir einen Absacker trinken.

Montag, 13. August 2012

Grimmen – Kap Arkona
(109,4 km, 200 Höhenmeter)

Ankunft am Kap Arkona. Gegen 17 Uhr stehen wir vor dem Leuchtturm – wir sind am Ziel!!

109,4 km sind es von Grimmen aus bis wir schließlich im Hotel sind – mit ein paar Umwegen. Aber erst mal der Reihe nach …

Aufstehen und Frühstück läuft schon routinemäßig, dann Räder richten und los geht’s. Bernhard darf im Auto bleiben. Der Wind ist auch schon da und bläst uns mal von vorne und mal von hinten an. Der Straßenbelag ist wechselhaft, handgeteerte Feldwege wechseln mit uraltem runden Kopfsteinpflaster und Betonplattenwegen munter ab. Es schüttelt uns heftig durch. Diese Strecken sind sehr anstrengend zu fahren. Wir nehmen wieder mal Kontakt zu Einheimischen auf, dieses mal halte ich einen von den Riesentraktoren an. Ein sehr netter junger Mann gibt sachkundig Auskunft – und die stimmte auch.

Kurz vor Stralsund treffen wir Bernhard noch mal. Von dort aus fährt er dann vor zum Hotel nach Breege und kommt mit dem Rad uns entgegen. So können wir auch dieses mal mit der ganzen Mannschaft gemeinsam auf dem Rad am Ziel ankommen.

Bei dieser Pause besprechen wir auch noch mal die zu fahrende Route. Der TomTom erzählt was von Kopfsteinpflaster. Darauf sind wir gar nicht scharf. Da kommen dann auch wie gerufen zwei Einheimische Radler vorbei. Wir bekommen die Auskunft, die wir wollen und gleich noch ein komplettes Rügen-Touri-Programm. Zum Glück müssen die beiden weiter zur Brauereibesichtigung und wir können alleine weiter radeln.

So geht es über den Rügendamm auf die Insel – und dann …. ja, dann wurde es ein wenig schwierig. Wegweiser für Radler nach Bergen finden wir keine, nur Schilder, wo Radler nicht durchfahren dürfe. So versuchen wir es außen herum mit einem kleinen Umweg – und landen so richtig in der Pampa im Dorf Jarvitz. Der Weg besteht nur noch aus Sand und Steinen. Wir treffen einen Berliner beim Rasenmähen und fragen nach einem Ausweg. Er weist ihn uns: rund 3 km Sandweg mit Steinen. Es folgt ein Bahnübergang, der nur über einen Anruf an einer Rufanlage die Schranken öffnet und schließlich kommen wir von hinten auf die Baustelle der neuen Bundesstraße. Alle haben wir nun von diesen Experimenten genug – wir fahren auf die Bundesstraße weiter, rund 10 km bei dichtem Verkehr gegen den Wind. Reinhold fährt vorne, später Manfred, ich bin den beiden echt dankbar.

Dann in Samtens biegen wir links ab und ab sofort kommt der Wind sogar ein wenig von hinten. Wir fliegen Richtung Wittower Fähre, wo Bernhard uns bestimmt schon sehnlichst erwartet. Er kommt uns sogar schon früher entgegen, hat alles bereits perfekt ausgekundschaftet und wir fahren gemeinsam gen Kap. Mit der Fähre sind wir gleich übergesetzt und direkt am Fährhaus machen wir Rast. Salat und Kuchen direkt am Wasser – es ist herrlich dort zu sitzen, wenn auch der Wind recht kühl ist.

Weiter geht’s, Endspurt. Wir ziehen durch Rügen, immer in Richtung Kap. Dazwischen zwingen uns Kopfsteinpflasterstrecken noch zu kleinen Umwegen, aber wir kommen gut voran. Und dann sehen wir ihn endlich, den Leuchtturm am Kap Arkona. Irgendwie werden wir immer schneller, obwohl es leicht bergan geht. Aber das merkt keiner mehr. Am Ende stehen wir vor dem Turm – Geschafft!

Ein tolles Gefühl! Wir sind am Ziel!!

1250,1 km haben wir gebraucht, um von Basel nach Rügen zu kommen. Kein Unfall und nur harmlose Reifenpannen haben uns nicht wirklich aufgehalten. Jeder hat jederzeit für die Gruppe Verantwortung getragen. Ich habe wie schon in den vergangenen Jahren immer ein Hinterrad der Herren bekommen und manchmal durfte ich auch vorne fahren. Es war wieder eine wunderbare Tour! Ich danke Euch dafür!

Jetzt sind wir also in Breege, gleich gibt es was zum Essen, wir haben großen Hunger. Und morgen? Morgen machen wir einen auf Touri und treffen uns mit Freunden von Manfred und mir. Die werde ich gleich erst mal anrufen, ich freue mich sehr auf Angela und Uwe.

So, für morgen ist alles klar und gleich bekommen wir auch schon unsere Ostseescholle. Am Ende sind wir mal wieder die letzten im Restaurant, Bernhard und Manfred beenden den Abend mit einem kleinen Cocktail. Am Ende fallen wir müde und zufrieden ins Bett.

Dienstag, 14. August 2012

Touri-Tag auf Rügen

… ist angesagt und der beginnt wie jeden Morgen mit für Bernhard viel zu frühem Aufstehen und dem Frühstück. Nur diesmal lassen wir am Buffet nichts aus. Frisch gestärkt laufen wir zum Hafen nach Breege, dort treffen wir um 9 Angela und Uwe – und Henner, ein Freund der beiden. Henner ist Rüganer und die drei erweisen sich als wunderbare Touri-Führer.

Wir fahren mit dem Schiff nach Hiddensee – und genießen die Langsamkeit. Ein wenig kribbelt es zwar trotzdem, als wir die ganzen Radler, die mitfahren betrachten, aber letztendlich genießen wir Sonne und Wind. Auf Hiddensee angekommen steigen wir um in eine Kutsche mit zwei mehr oder weniger lauffreudigen Pferden. Uns ist das herrlich egal, Hauptsache, wir müssen nicht laufen. Der Kutscher erzählt uns während der Fahrt nach Kloster allerhand Insellatein – aber das wollten wir ja so. In Kloster müssen wir schließlich aussteigen und machen uns nun doch zu Fuß zusammen mit rund 2000 weiteren Touris auf den Weg zum Leuchtturm der Insel. Bilder machen, quatschen, die Landschaft und Sonne genießen wir, das Wetter ist wie gemacht für diesen Ausflug und der Himmel hält extrem fotogene Wolken bereit. Nachdem dann auch „DAS“ Hiddenseebild vom verbotenen Standpunkt aus auf dem Chip ist, wandern wir langsam wieder zurück. Durst treibt die ganze Meute in eines der Touri-Straßen-Cafés. Bernhard und ich probieren das Sanddorneis, was aber dann gleich Henner auf den Plan ruft. Er kennt in Saßnitz die einzig wahre Eisdiele mit dem besten Eis der ganzen Insel und sowieso dem allerbesten Sanddorneis der Welt. Wir steigen jedenfalls jetzt erst wieder in die Kutsche und lassen uns wieder an den Hafen bringen. Dann geht’s aufs Schiff und zurück nach Breege.

Kaum in Breege angekommen gehts flux ins Auto und wir fahren nach Saßnitz in die bereits angekündigte Eisdiele. Fast alle verlangen nach dem Sanddornbecher – der war auch wirklich extrem lecker. Henner, danke für den Tipp und für die Einladung noch dazu!!

Danach folgt der nächste Programmpunkt: Kreideküste. Irgendwo in einem Wohngebiet in Saßnitz stellen wir die Autos ab und marschieren nur kurz durch den Wald und stehen auch sofort an der Abbruchkante. Henner, Angela und Uwe kennen natürlich auch den Weg, wie man unten an den Strand kommt. Über eine wirklich komfortable Holztreppe kommen wir schnell nach unten und stehen nun direkt an der Ostsee. Die Küste beeindruckt uns wirklich sehr und die drei wissen allerhand zu erzählen.

Aber schon geht’s wieder weiter: Abendessen. Wir haben mittlerweile Hunger wie die Wölfe. Henner führt uns direkt am Hafen von Saßnitz in ein tolles Fischrestaurant. Riesen Fischportionen stillen unseren Hunger. Bernhard steckt sofort den Bierdeckel ein, denn der hat den Umriss von Rügen drauf und auch eine stilisierte Landkarte. Die resolute Bedienung bemerkt das sogleich und versorgt Bernhard ein wenig knurrig mit einem neuen Bierdeckel, allerdings nur noch mit einem eckigen.

Spät am Ende verlassen wir dann das Lokal, verabschieden uns von den dreien. Es war ein toller Tag, wir haben extrem viel gesehen und sagen auch auf diesem Wege noch einmal einen ganz herzlichen Dank an Euch. Es war wirklich toll!!

Mittwoch, 15. August 2012

Heimfahrt steht auf dem Plan. Jetzt ist schon wieder alles vorbei und wir müssen nach Hause. Unsere so lange geplante Reise geht zu Ende.

Aufstehen also wieder um 7, dann Frühstück – und wehe es hockt einer auf unserem Stammplatz, dem machen wir die Rentner. So steuern wir feixend „unseren“ Tisch an. Der ist zum Glück frei und wir frühstücken wieder draußen, fast direkt am Wasser. Danach Koffer packen, alles im Auto verstauen und los geht’s auf die Straße. In Rambin gibt es noch mal einen Halt. Bauernmarkt – Mitbringsel einkaufen und ich wünsche mir für unseren Glasschrank zu Hause noch eine Tasse von Rügen. So machen wir es auch und jetzt sitze ich hier im Auto, wir fahren auf der Autobahn irgendwo auf der A 19 Richtung Berlin, im Radio läuft NDR 2 und lutschen Sanddornbonbons. Ich glaube, so langsam freue ich mich auch wieder ein wenig auf zu Hause.

Irgendwo kurz nach Stralsund fahren wir dann an eine Autobahntankstelle und überlegen, ob wir tanken sollen. Nachdem der Autocomputer anzeigt, das wir noch 79 km fahren können und der Autohof nur rund 40 km entfern ist, fahren wir weiter. Allerdings haben wir nicht gewusst, dass die bei Ford mit der Reichweitenberechnung nicht klar kommen. Auf jeden Fall geht unser guter Ford Transit nach rund 30 km aus und bleibt einfach stehen. Zum Glück sind wir gerade noch von der Autobahn herunter gekommen und nun stehen wir da – 3 km von Malchow mitten im Wald.

Keiner sagt ein Wort. Ich biete an, mit dem Rad nach Malchow zu fahren, Diesel holen. So machen wir es dann. Reinhold lädt mein Rad aus und ich fahre mit dem eiligst von Bernhard leer gemachten Rucksack nach Malchow. Dort in der Tankstelle schnappe ich mir einen Reservekanister und fülle Diesel ein – und will zahlen. Vor mir steht eine Schlange von 5 Leuten, die alle keinen Treibstoff wollen, sondern sie brauchen heiße Würstchen. Mit Senf, ohne Senf, mit Ketchup, mit Senf und nur wenig Ketchup, ohne Senf und Ketchup, mit Ketchup auf der Wurst, bei der anderen aber nur daneben, Bröchten extra, Wurst im Brot, Wurst in der Wärmefolie und Brötchen aufgeschnitten, mit 2 Würstchen wie immer – es nimmt kein Ende. Endlich ist nur noch einer vor mir, aber der braucht die Wurst im Vollkornbrötchen und will den scharfen Senf aus der kleinen Tüte. Die Dame hinter dem Tresen erfüllt auch diesen Wunsch und so kann ich endlich meine 3,6 l Diesel nebst Kanister bezahlen. Ich radle zu unserem Bus zurück.

Manfred füllt den Diesel ein, immer noch sagt keiner ein Wort, wir gehen volltanken und fahren weiter. Kurz nach Berlin tauschen wir, Reinhold darf fahren. Nebenan auf dem Parkplatz beobachten wir, wir drei junge Männer aus einem Lkw-Tank Diesel mit dem Schlauch absaugen – der Fahrer steht daneben und nickt zustimmend zu der Aktion. Auch eine Möglichkeit denke ich mir – und merke sie mir für das nächste mal.

Die Fahrt zieht sich. Nachdem jeder im Auto sitzen muss, möchte auch jeder hinter das Steuer. Brüderlich wird die Strecke geteilt. Kurz nach Leipzig kehren wir kurz ein und essen eine Kleinigkeit – und dann wurde auch wieder gesprochen: ich war Schuld, das wir kein Diesel mehr hatten, weil ich weiter fahren wollte zu dem Autohof und alle gucken mich groß an. Daraufhin stellt Reinhold fest, der Fahrer trägt die Verantwortung und wir gucken gemeinsam Manfred an. Es bleibt also am Ende dabei – Ford ist Schuld, die können keinen Dreisatz rechnen.

Kurz vor Kupferzell wird noch mal getankt. Bernhard rangiert den Bus an die Tankstelle – er steht ein wenig eng an der Zapfsäule und Manfred schlägt ihm vor, vom Fenster aus zu tanken, er könne sich aber auch aufs Dach legen. Bernhard guckt nur leicht gequält und platziert den Bus im zweiten Anlauf perfekt an der Zapfsäule.

Jetzt sitzen wir noch 20 km von zu Hause entfernt mal wieder beim Essen, die Etappe war anstrengend und lang.

Aber es waren wunderbare Tage, das Team hat wieder sehr gut harmoniert, jeder darf mit seinen Eigenarten so sein, wie er ist. Es war einfach schön und ich Danke Euch sehr für diese Tour!!