… von den Alpen an die Ostsee …
Kurzfassung:
- 4 bzw. 5 Leute
- mit dem Rennrad
- 1095 km
- 10 Etappen
Und jetzt die lange Fassung:
Einmal quer durch Deutschland, von Nord nach Süd oder lieber anders herum – das war der Traum, den wir
- Axel Hörn
- Bernhard Ritter
- Reinhold Färber
- Manfred Fick
- Elke Lehnert
im August 2009 in die Tat umsetzten.
Es klingt verrückt? Es ist verrückt! Und trotzdem trieben wir die Planungen voran. Routenplanung, Proberadtour rund um Ingelfingen, Reisebesprechungen …. und schließlich der Mietvertrag für den Begleitbus. Das Vorhaben wurde immer realer und schließlich taten wir es.
Wir fuhren von Füssen nach Travemünde. Keiner wusste, wie es wird, keiner wusste, ob er die Etappen – wie geplant – durchhalten wird. Aber der Ehrgeiz hatte uns gepackt.
Dieses Buch erzählt von unserer Deutschlandtour – und versucht ein wenig, dieses Erlebnis in Bild und ein paar Worten festzuhalten. Eins kann ich gleich vorweg sagen: es war einfach herrlich!
Sonntag, 09. August 2009
- Etappe Füssen – Landsberg, 75,5 km, 325 Höhenmeter
Endlich geht es los… es geht wirklich los. Fahrt nach Füssen mit viel Vorfreude und mit kleinen Zweifeln: schaffen wir das? Ankunft Füssen, Stau im Ort. In Schwangau mit Blick auf Neuschwanstein gibts zur Stärkung für die erste Etappe einen Sissi-Toast und Kaiserschmarrn – das der Kellner in breitestem sächsisch daher kommt war die Krönung. Nein, die Krönung war die Frage: wollen wir nicht anders fahren? *aarrggghhh* Wochenlang hab ich Touren geplant und zusammen geklickt und nun fahren wir anders. Aber ist ok, nicht noch mal durch Füssen mit allen Schloßhungrigen durch fahren – wir fahren also anders herum.
Es folgt: Auto ausräumen, Räder klar machen, Nervösität Wo ist der Helm, Radcomputer …. Schuhe …. Satteltasche. Noch ein Startbild muss her – mit Selbstauslöser: Auto, die Crew und natürlich das Schloss – und alles mit Gegenlicht – egal 😉 Einer aus Künzelsau kommt vorbei: „Wohin solls denn gehen?“ „Nach Travemünde“ … er fühlt sich auf den Arm genommen und verschwindet schnellstens.
Wir fahren los. Gänsehaut – echt jetzt: heute noch an den Alpen und nächste Woche an der Ostsee … noch mehr Gänsehaut. Berny ist im Auto immer um uns herum, sehr beruhigend! Es geht am Forggensee entlang, Radwege …. später dann auf die Sraße. Wildromantisch, tiefstes Allgäu, braune Allgäurinder am Wegrand, irgendwo im Wald mal 13% hoch – DAS stand in der Karte nicht drin!! Dann weiter Richtung Landsberg.
Schließlich sind wir in Landsberg. Manfred drücken die neuen SIDI-Schuhe – aber schick sehen sie aus. Wir kommen am Hotel an, haben eine unglaublich nette Begrüßung. Und jetzt sitzen wir im bayerischen Biergarten, Knödel, was Schweinernes, Pfifferlinge und Ochsenbrust sind verspeist, das Bier steht auf dem Tisch. Bayerische Gemütlichkeit.
Montag, 10.August 2009
- Etappe: Landesberg – Treuchtlingen, 144,5 km, 425 Höhenmeter
Um es gleich vorweg zu nehmen: ich bin Auto gefahren ,-)) Aber die Jungs – ich sag Euch, die sind gefahren wie die Wilden und am Ende haben sie ein Vollbad genommen. Jetzt sind sie und ihre Räder perfekt frisch gewaschen und riechen gut! Aber mal im Ernst – das war mehr als heftig: die Gullis laufen über, die Autos bleiben stehen, weil 5 cm Wasser auf der Straße stehen und die Jungs jagen durch! Jetzt sitzen sie hier, wieder trocken und trinken Weizenbiere.
Ein erreignisreicher Tag liegt hinter uns: Losgefahren sind wir bei Regen, dann kam erst mal Augsburg. Diese Durchfahrt stellte sich als nicht ganz so einfach heraus. Manfred wollte schon die Straßenbahn nehmen, aber wir entschlossen uns mit dem TomTom und dem Bus vorneweg die Hürde zu nehmen.
Intervalltraining war angesagt: los an der grünen Ampel, Vollgas bis zur nächsten roten, Luft holen und wieder los, sobald es grün wird. So kamen alle zusammen sehr viel schneller als beabsichtigt durch die Stadt.
Nach rund 100 km – kurz vor Donauwürth – war endlich Pause beim Bäcker angesagt, Reinhold bestellt zwei Stückchen Zwetschgenkuchen „auf einem Teller“ …. die Bäckerin hat etwas verwirrt geguckt aber getan, wie ihr geheißen. Ja, und es gibt ein Bild davon. Manfreds Sidis passen wie angegossen, nach dreimaliger Volldusche sind sie perfekt angepasst und drücken nicht mehr. Hoffentlich sind sie nicht eingelaufen.
Es war ein toller Tag und besonders klasse war es, wenn die Jungs immer wieder am Horizont auftauchten und an mir vorüberzogen. Jetzt sind es nur noch 840 km bis Travemünde …
PS die Radewege am Lech sind ungeeignet für das Rennrad!
Dienstag, 11.August 2009
- Etappe: Treuchtlingen – Neustadt an der Aisch 110,9 km, 345 Höhenmeter
Heute darf ich wieder aufs Rad. „Welche Richtung fahren wir“ höre ich jemanden fragen. „Nord-West“ gebe ich zu Antwort. „Woher kommt der Wind?“ „Nord-West …“ na prima … Wir fahren also los. Mein Tacho piebst.
Ich bin alleine mit mir und den kommenden 110 km …. das ist weit, denke ich. Pünktlich zum Start fängt es dann auch noch an zum Regnen. Ein wenig neidisch schaue ich Reinhold hinterher – er sitzt im trocknen, warmen Auto … Kann uns was bremsen? Wir wollen schließlich an die Ostsee 😉 Also los jetzt, „Halt die Klappe und tret“ sagt einer … ok.
Reinhold mit dem Bus ist ständig um uns herum, wie die Glucke um die Kücken – es beruhigt. Am Altmühlsee angekommen: Sonne satt. Wir fahren um den See, Schotterwege …. na ja, ist ja nicht weit. Aber herrlich ist es dort. Erste Pause noch im Altmühltal, Steinchen aus den Bremsbelägen wieder rausbasteln. Mein Tacho piebst immer noch.
Weiter geht’s – immer tapfer gegen den Wind. Mal fährt Manfred im Wind, mal Berny – perfekte Regelung. Ich fahr hinten, da kann ich schon nichts falsch machen. In Leutershausen – Mittagspause – Kaffee und Kuchen – herrlich. Es regnet wieder mal – egal, wir drängeln uns mit Eingeborenen unter dem Sonnenschirm. Weiter geht’s. Mein Tacho piebst immer noch.
Schließlich verlassen wir das Altmühltal – wir sind aber auch wirklich bis ganz oben ans Ende geradelt – gegen den Wind – und jetzt – hopp – … rüber über die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau ins Aischtal. Mein Tacho piebst.
Reinhold versucht uns wieder einen Berg hochzulocken – nene, heute nicht mehr, Berny merkt es rechtzeitig. Wir drehen um. Zurück auf dem richtigen Weg, der Wind kommt von hinten, vor uns liegen noch 27 km. Jemand fragt, ob wir Radweg fahren wollen. So ein Quatsch. Es geht stetig leicht bergab, die Bundesstraße ist bestens geteert, der Wind kommt von hinten – alles klar. Wir jagen Neustadt entgegen – herrlich diese Fahrt, nicht unter 30 (und wenn es nach Manfred gegangen wäre, dann immer über 35). Das es dazwischen immer mal wieder regnet, bekommt niemand mehr mit. Wir fahren wie im Rausch. Mein Tacho piebst.
In Neustadt angekommen finden wir recht schnell unser Hotel. Das Auto ist diesmal perfekt in einem abgeschlossenen Hinterhof versteckt – das findet keiner … hoffentlich finden wir es morgen wieder. Wir sind müde – ein bisschen wenigstens. Manfreds Sidis sind auch müde. Schön wars – wir freuen uns auf morgen!
PS, ich schreibe mir einen Zettel, das ich was gegen das piepsen meines Tachos tun muss..
Mittwoch, 12. August 2009
- Etappe Neustadt an der Aisch – Lichtenfels, 105 km, 280 Höhenmeter.
Berny hat Geburstag – Happy Birthday Berny, Alles Gute zum Geburtstag wünschen wir Dir!!
Manfred hat heute Dienst im Mannschaftstransportwagen. Er ist immer um uns herum. Ich komme einmal mehr zu dem Schluss: die Art, die Tour mit Begleitfahrzeug zu fahren, war die perfekte Idee. Wir haben täglich mehr Spaß daran.
Und: Axel ist da. Er kam morgens nach Neustadt und hat sein Auto dort stehen lassen. Endlich haben wir die richtige Ausstattung auf dem Rad dabei, Axels Rad ist voll ausgestattet: GPS, Garmin, Handy immer (!!) griffbereit, Videokamera und in der Trikottasche die Digiknipse. Uns bleibt nichts verborgen und nichts bleibt Euch verborgen – alles wird festgehalten.
Immer noch Bayern – schon den 4. Tag beschäftigen wir uns mit Bayern. Es ist doch ein großes Land. Los geht’s in Neustadt, Radwege entlang der Aisch …. das hat schnell ein Ende – immer wieder geschotterte Pisten machen keinen Spaß. Kurz entschlossen geht es auf die Bundesstraße – Rückenwind, Bergab – perfekt. Es läuft wie die Sau! Wir fahren bis Bamberg, erste Pause, kurz was essen. Durch Bamberg durch – keine besonderen Vorkommnisse. Kurz danach die schon fast übliche Kaffeepause. Reinhold wieder mit 2 Stückchen Kuchen auf einem Teller – Mist, ich komme zu spät und verpasse das Bild. Eigentlich wollten wir dann auch den Rest der Strecke Radwege … ach Unfug – Bundesstraße und ab geht’s. Es lief sehr gut. Ich bin über mich selber überrascht, wie gut ich die leichten Steigungen nehme (Reinhold würde sagen, er könne vor sich selber stramm stehen), den 2. Tag über 100 km und ich habe gerade am Ende Kraft und Luft und noch mehr Spaß am radeln. Ankunft halb 5 – wunderbare helle Zimmer, endlich Duschen.
PS: mein Tacho piebst nicht mehr.
Donnerstag, 13. August 2009
- Etappe Lichtenfels – Saalfeld, ungefähr 89 km und 465 Höhenmeter (wesentlich weniger als geplant) Bergfest.
Verdammt, die Hälfte liegt schon hinter uns. Ich fahre wieder Auto an diesem Tag, die vier Jungs auf der Straße. Räder richten, Auto richten, Flaschen richten – es wird schon fast zur Routine. Heute geht’s über den Berg (Wasserscheide Rhein – Elbe) und Bayern lassen wir nun endgültig hinter uns. Leicht hügelig schaffen wir uns in Richtung Kronach. Dort bin ich erst mal mit logistischen Aufgaben beschäftigt: Wasser, Kuchen, Geld.
Die anderen fahren weiter, stetig und sehr, sehr zügig. Ich brauche richtig lang, um sie wieder einzuholen. Schließlich treffe ich sie, 6 km vor dem „Gipfel“, der kurz nach Steinbach erreicht wird.
Wir verabreden uns für oben zum Foto, ich fahre vor. Eine halbe Stunde rechne ich – und nach 20 Minuten sind sie schon da – alle Achtung, was für eine Leistung. Schnell ist das Foto gemacht, der Kreisverkehr wird zweimal umrundet – damit auch da noch ein Foto gemacht werden kann und der Abstieg beginnt. Mit fast 50 km/h den Berg runter, die LKWs kommen kaum hinterher.Nahezu im freien Fall sind die vier unterwegs – und vor mir in Ludwigstadt. Dort legen wir die heutige Pause ein. Wir lassen uns direkt an der Straße auf einer Sitzgruppe nieder – und bleiben von den Einwohnern dort nicht unbeobachtet. Nach kurzer Pause geht es mit ebensoviel Schwung weiter in Richtung Saalfeld. Ein bisschen beneide ich sie: herrlich den Berg herunter auf tollem Asphalt ….. *seufz*
Angekommen in Saalfeld – Obernitz: der Schock: Manfreds Hinterrad hat eine Acht, eine Speiche ist gebrochen. Wir brauchen einen Radladen. Ein netter Mensch aus dem Nachbargarten hilft uns weiter und zeigt uns, wo wir einen finden. „Radleck“ heißt der Laden, der junge Mann dort klingt zuversichtlich, in einer Stunde können wir das Rad wieder holen. Erleichterung! Allerdings ist der neue Nippel an der Speiche nicht rosa – er ist silber … ich verspreche, mit Nagellack auszuhelfen ,-) Die Stunde der Reparatur reicht für die Kultur heute: in Windeseile ab in die Feengrotten – Führung mitmachen. Keine Fotos …. menno…. Jetzt sitzen wir beim Italiener und die Ohren rauchen – vor Hunger.
Nachtrag: ich muss noch kurz die eine armselige Flasche Bier erwähnen, über die sie zu dritt abends im Hotel mangels eines geöffneten Restaurants hergefallen sind.
Freitag, 14. August 2009
6. Etappe – von Saalfeld nach Naumburg – immer an der Saale lang. 101,4 km, 620 Höhenmeter
Der Morgen war wie immer – Routine: Aufstehen, frühstücken, den ganzen Kram im Zimmer wieder zusammen suchen, Räder richten. Manfred startet um 08:55 Uhr den Radcomputer. Mein Sattel knarzt.
Und sogleich die erste Katastrophe: wir fahren in Saalfeld an einer Schokoladenfabrik mit Werksverkauf vorbei … VORBEI!!!
Weiter geht’s auf der Bundesstraße – wir kommen zügig voran. Und die Straße geht unmöglich rauf und runter … wie wenn man so was nicht eben bauen könnte! Und die nächste Katastrophe: wir fahren an Unmengen von Strohrollen ohne ein einziges Foto vorbei …. einfach vorbei … Durch Jena durch ists ein wenig haarig: links die Straßenbahnschiene, rechts der Randstein – dazwischen 50 cm Platz und wir … wir sind alle heilfroh, als wir durch sind. Mein Sattel knarzt immer schlimmer.
Weiter geht’s nach Dorndorf – Kaffee suchen. Wir sitzen in der Sonne und lassen es uns sehr gut gehen. Nach dreifachem Toast-Hawai und Riesen-Windbeutel will keiner mehr aufstehen. Die Dame vom Kaffee macht uns auf eine Ausstellung in ihrem Cafe aufmerksam – wir schicken Berny, unseren Kulturverantwortlichen zur Besichtigung.
Jetzt sind es nur noch 24 km bis Naumburg – das geht schnell …… aber jetzt gings erst richtig los: Eine Brücke über die Saale war gesperrt . Also mussten wir Umleitung fahren… rauf, runter, vor, zurück, Schotterpisten, Steilpisten, Treppen, quer durch den Wald und mein Sattel knarzt noch immer. Doch, wir sind noch glücklich angekommen, müde. Unser Hotel liegt direkt am schönsten Marktplatz der Welt … Europa …. Deutschland … nein, von Mitteldeutschland – berichtigt mich Berny. Hungrig trotteln wir durch Naumburg, lehnen eine Stadtführung ab und finden direkt zu Füßen des Domes eine Kneipe fürs Abendessen. Wieder ein Tag vorbei, Travemünde kommt näher. Und ich werde Manfred morgen früh bitten, meinem Sattel das Knarzen abzugewöhnen.
Samstag, 15. August 2009
- Etappe: Naumburg – Köthen, 103,4 km, 180 Höhenmeter
Wir ziehen das Ding durch – obwohl …. heute wars mal richtig hart. Reinhold wollte aussteigen und ich fing mich an zu fragen, was ich in Travemünde wollte …. aber erst mal der Reihe nach: Routine in Naumburg, herrliches Frühstück, Abfahrt um halb 10 – es sollte ja eine Art Ruhetagtour werden. Auf dem Plan standen 89 km und 260 Höhenmeter. Bis zum Kaffee sind wir dort – denke ich. Aber …. da waren noch die Straßenbauer in Sachsen-Anhalt und die sind extrem fleißig zur Zeit. Ich kann nicht mehr sagen, wie oft wir Umleitung fahren mussten – aber es war oft!! Zu allem Überfluss hatten wir einige Strecken mit Kopfsteinpflaster ….. das ist wie eine Art Massage – oder wenn man die Arme steif durchdrückt wie eine Gehirnwäsche.
An einem Teilstück mit Kopfsteinplaster wurden wir von Leuten aus Köthen (so stands auf dem Auto) angehalten und nach dem Halle-Zentrum gefragt, wo das sei. Keine Ahnung entgegneten wir und fragten zurück, wie lange denn dieses Kopfsteinpflastern noch weiter geht. Genau in diesem Moment fuhr eine Frau aus dem Ort auf einem schon etwas betagterem Rad mit beneidenswert breiten Reifen – in Anbetracht des Kopfsteinpflasters – vorbei und meinte völlig ungerührt und ohne sich umzudrehen, das dies noch bis zum nächsten Ort so weiter ginge. Nun wussten wir Bescheid: 3 km.
Reinhold hatte mehr als jede Menge zu tun: Karten, Atlas, TomTom – und dann immer wieder Umleitung. Ziemlich entnervt kam er an einem unserer Treffpunkte an: „Ich steig aus.“ Er hatte sich hoffnungslos verfranst und der TomTom hatte ihm zu dem gewünschten Ort eine Entfernung von 258 km ausgerecht – es hätten höchstens 5 sein dürfen. Auch bei der direkten Anfahrt auf Köthen war der TomTom nicht wirklich sein Freund. Reinhold freut sich morgen, wenn er wieder aufs Rad darf ,-)
Axel und Berny sind intensivst mit der Navigation beschäftigt. Axel ist da wirklich multitaskingfähig, wenn er nicht gerade auf den Navi guckt, filmt oder fotografiert – oder er telefoniert. Berny dagegen tritt völlig gleichmäßig und unberührt seine Geschwindigkeit – wenn nicht gerade irgendwelche blöden Randsteine an Kopfsteinpflasterstraßen im Weg sind. Zum Glück ist bei dem Sturz nicht mehr passiert.
Schließlich kommt dann doch Köthen in greifbare Nähe, wir entscheiden uns für die Bundesstraße – Radwege haben wir zumindest für heute weitgehend mal wieder abgehakt. In rasender Fahrt geht es dahin – noch 17 km … wir fahren …. 4 km später – das nächste Schild: noch 15 km ….. wieder 3 km weiter: 13 km …. Liebe Leute von der Straßenschilderproduktion in Sachsen-Anhalt – rechnet das mal nach, da habt ihr euch ein wenig vertan – fürchte ich. Morgen geht’s weiter nach Stendal – und ich bin froh, das ich Auto fahren darf.
PS: … hatte ich erwähnt, das mein Sattel nicht mehr knarzt? Manfred mit dem Silikon – Danke!
Sonntag, 16.08.2009
- Etappe: Köthen – Stendal 137 km stehen auf der Agenda
… aber Axel und Berny haben aufgrund der Kopfsteinpflastererfahrung vom Vortag umgeplant. Bundesstraßen rücken in den Mittelpunkt unseres Interesses. So sind es am Ende 128,9 km und 210 Höhenmeter.
Und ich bin heilfroh, das ich im Bus sitzen kann – so ein Tempo legen die vor. Ich komme kaum vorne weg um die Strecke ein wenig zu erkunden, schon jagen sie wieder winkend und jubelnd an mir vorbei. Auf die ersten 100 km sind sie mit einem knappen 29er Schnitt unterwegs. Naja, denke ich mir, gut für mich morgen, wenn ich wieder auf dem Rad bin, dann wird es ein wenig ruhiger … hoffentlich.
Zweimal kreuzen wir per Fähre die Elbe ansonsten geht’s in rauschender Fahrt quer durch die Altmark – eine wunderschöne Landschaft. Allerdings bezweifle ich, dass einer von den vier Jungs viel davon gesehen hat (Reinhold protestiert energisch und verlangt einen Kommentar: „Das Land ist so weiträumig, das wir trotz des hohen Tempos die Vielfalt wahrgenommen haben“). Ich mache trotzdem Bilder – damit sie hinterher in Ruhe sehen können, wo sie durchgerauscht sind.
Der Straßenbelag ist sehr gut für uns geeignet – und wir treffen auch wieder andere Rennradler. Die Straßenführung ist ein wenig einfallslos – Kilometer lang geht es gerade aus. Man sieht also schon Donnerstags, wer am Sonntag zum Kaffee kommt.
Unsere Mittagspause machen wir in Burg an der Elbe – die machen das Geschäft ihres Lebens. Die vier kaufen fast die ganze Eisdiele leer. Einen zweiten Stop legen wir in Tangermünde ein, wir bekommen von dem etwas unaufmerksamen Kellner nicht wirklich viel zum trinken, dafür beobachten wir das Storchenpaar auf dem Turm gleich nebenan. Ja, Bilder folgen ,-)
Nun sind wir in Stendal, haben wie immer abends Hunger wie die Wölfe. Und Morgen geht’s nach Ludwigslust. Travemünde, wir kommen!! PS: jede Menge Strohrollen lagen zu meiner hellen Begeisterung am Wegesrand – und ja, ich hab sie alle auf dem Chip! ;-))
Montag, 17. August 2009
9. Etappe …9. Etappe schon …. jedenfalls gehts von Stendal nach Ludwigslust 109,5 km, 195 Höhenmeter
Das Bild des Tages kommt heute von Manfred …. allerdings wird es noch ein wenig dauern … dazu gleich mehr.
Die Routenplanung sieht vor allem Bundesstraßen vor, die Lust auf Nebenstraßen mit Kopfsteinpflaster ist gebremst. Los geht’s ein wenig früher wie sonst – wieso eigentlich? – raus auf die Straße Richtung Wittenberge.
Was heute wohl passieren wird? Bisher war jeden Tag irgendwas … Regen hatten wir ausreichend, Sonne gestern auch, Schneefall schließe ich mit einem Blick auf den Kalender eher aus. Eine Fähre ist heute nicht vorgesehen, Risiken wegen der Route und Umleitungen dürften eh nicht kommen …. also, was wird heute passieren?
Und wie ich noch so darüber nachdenke … pfffffffffffffffffffft … passierts: ich hab nen Platten. Mitten in einer Baustelle, sie fräsen den Belag der Straße weg – herrlich staubig bei jedem LKW, der vorbei donnert. Schnell ist das Hinterrad ausgebaut und der Übeltäter – eine kleine Metallspitze ist auch gleich gefunden. Wir beginnen mit dem Wechseln des Schlauches, neuen Schlauch reinfummeln, Reinhold zieht problemlos den Mantel wieder drüber. Das Aufpumpen mit meiner Luftpumpe erweist sich allerdings als unmöglich, das Ding funktioniert irgendwie nicht. Wir ordern doch unseren Werkstattwagen und Manfred kämpft sich tapfer ein weiteres Mal durch die Baustelle. Rad aufgepumpt – und weiter geht’s. Da werden die 6 (!!) Störche, die kurz darauf am Straßenrand nach essbarem suchen, fast zur Nebensache.
Schließlich kommen wir in Wittenberge an – Mittagspause: Strammer Max, Pfeffersteak und jede Menge Getränke. Weiter geht’s in Richtung Westen gegen den Wind durch eine herrliche Landschaft bis Lenzen und dann rechts weg nach Ludwigslust. Wir folgen einer Straße durch zahlreiche Alleen – fast allein … es ist herrlich. Berny ists langweilig, keine Berge.
Manfred sorgt für sein Highlight des Tages, er lässt von sich und dem Auto von einer festen Blitzanlage ein Bild machen – hoffentlich ist es scharf ;-)) Schließlich kommen wir in Ludwigslust an. Wie immer holt uns unser Werkstatt-Hausfrauen-Auto am Ortseingang ab und führt wie die Mutter ihre Küken uns ins Nest – will sagen: zum Hotel. Der Rest ist Routine und jetzt gibt’s was zum Essen. Und morgen kommt schon die letzte Etappe ….. ihr werdet es lesen.
Dienstag, 18. August 2009
- und letzte Etappe: Ludwigslust – Travemünde 110 km, 330 Höhenmeter
Alles ist wie immer – morgens … wie immer? Nicht ganz … letzter Tag, letzte Etappe … wir werden es schaffen, heute unsere Tour „von den Alpen an die Ostsee“ zu beenden – aber es ging dann doch irgendwie alles viel zu schnell vorbei.
Aber erst mal frühstücken, alles wieder einpacken, Auto klar machen – wie immer halt. Wir sind mittlerweile perfekt eingespielt. Wir treffen eine andere Radlergruppe, die ihre Räder bepacken. Bin ich froh, dass mein Koffer im Auto fährt ,-)
Es geht also los, Bundesstraße nach Schwerin. Eine schnurgerade Strecke von rund 30 km erwartet uns. Manfred jagt vorne raus – er hatte gestern einen Ruhetag im Auto und heute Kraft im Überfluss. Ich komme ihm kaum nach.
Schließlich kommen wir in Schwerin an, in der Stadt ist die Hölle los: Bundesgartenschau. Wir müssen das Gelände umfahren – werden dafür aber mit einem herrlichen Blick auf das Schloss belohnt. An der Brücke zum Schloss treffen wir Axel wieder. Weiter geht’s Richtung Westen. Axel verabschiedet sich, er fährt vor nach Travemünde und kommt uns mit dem Rad wieder entgegen. So können wir zu fünft mit den Rädern in Travemünde „einfahren“. Jetzt geht’s erst mal gegen den Wind, Also zusammenkuscheln und gucken, dass man den Windschatten des Vordermannes nicht verliert. In Gardebusch gibt’s die Mittagspause und weiter geht’s – und jetzt wird es erst richtig windig: Wind von der Seite, von vorne – es ist anstrengend.
Axel kommt uns entgegen und wir fahren die letzten 30 km unserer Tour zu fünft. Direkt zum Strand geht’s, vorne an der Passat beenden wir unsere offizielle Reise. Ich hab schon wieder Gänsehaut. Es ist unglaublich, wir sind da.
1095 km mit 3430 Höhenmeter liegen hinter uns, 10 Etappen waren es, Regen, Sonne, kleine Pannen – alles war dabei. Aber wir sind gesund und in bester Stimmung angekommen, keine Unfälle, keine Ausfälle. Gut, der Po tut mir ein bisschen weh und beschließe frühestens am nächsten Freitag wieder aufs Rad zu gehen.
Jungs, es war eine tolle Reise. Die Eindrücke, einmal von Süd nach Nord durch Deutschland sind sagenhaft und müssen erst in den nächsten Wochen verdaut werden. Ich danke Euch, das ständig ein Hinterrad für mich frei war und auch, das ihr ein klein wenig langsamer gefahren seid, damit ich mitkomme. Morgen fahren wir nach Hause – und ich hab so das ganz blöde Gefühl, das so manch einer eine neue Route ausbrütet.
MIttwoch, 19. August 2009
Rückfahrt nach Haus
Nun ist sie vorbei, unsere Tour einmal längs durch Deutschland durch – „von den Alpen an die Ostsee“ – ich freu mich, das wir es gepackt haben und das ich dabei sein durfte. Wir sind gut nach Hause gekommen. Aber der Reihe nach…
Heute morgen ist erst mal alles anders als sonst. Ich stehe zu Manfreds Leidwesen um 5 auf und gehe mit Reinhold an den Strand, Möwen wecken und die Sonne begrüßen – es ist einfach herrlich, dort zu stehen, die Ruhe, die Farben, das Meer ….. Danach dann wieder etwas Routine: alles einpacken. Und auch an diesem Morgen verschwindet alles wieder anstandslos in Taschen und Rucksäcken.
Beim Frühstück macht sich dann aber so richtig bemerkbar, das es der letzte Tag ist. Da wir sonst immer sehr darauf geachtet haben, was wir essen – damit es uns den Tag über nur keine Magenprobleme beim Radeln macht – probieren wir heute, was das Frühstücksbuffett zu bieten hat – und es hat einiges zu bieten. Mit wachsender Begeisterung machen wir uns über Sülze, Apfel-Schmalz, Fleischsalat und Käseteller her, zum Abschluss Joghurt und Grütze …. wider erwarten werden schließlich doch noch alle satt. Ausreichend gestärkt wird alles im Bus verstaut.
Es folgt der nächste Tagesordnungspunkt: Shopping – wir brauchen noch ein paar Andenken. Danach geht’s auf die Autobahn. Axel bringt uns zügig und sicher nach Hause. Von Berny kommt regelmäßig die Ansage: nun sind wir auf Höhe von Ludwigslust – jetzt fahren wir gerade auf der Höhe von Köthen …. wir denken an die Tage unserer Tour zurück – und sortieren die Erlebnisse. Gar nicht so einfach, bei 10 Hotels, 10 mal Abendessen und 10 mal Frühstück den Überblick zu behalten.
Nun siehts hier im Haus aus, wie sonst im Hotelzimmer: der Koffer scheint geplatzt zu sein, das Chaos tobt und irgendwie ist es mir grad ziemlich wurscht. Herrlich müde bin ich und ich denke, dass es den anderen genauso geht.