2013 – Tour de Ländle

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04.08.2013 Ingelfingen – Nördlingen

114 km, 930 Höhenmeter – wir sind wieder unterwegs!
Reinhold hat gestern Abend schon unseren weißen Bus gebracht. Einen Teil des Gepäcks und das Rad von Axel haben wir direkt verpackt und im Übrigen den Bus wieder Tour-gerecht eingeräumt.
Heute Morgen war dann Aufstehen um halb 7 angesagt, Frühstück um 7, Treffen um 07:45 Uhr und Abfahrt gleicht nach dem Startgruppenbild vor der Garage. Die Jungs drängeln, es soll warm werden und die Etappe ist lang und hoch.
Dieses Mal haben wir jeden Tag für zwei Fahrer aufgeteilt, ich fahre an diesem ersten Tag morgens die erste Hälfte, Bernhard dann heute nachmittag die zweite. So geht es dann also los, die Herren steigen auf. Ich gehe noch mal durchs Haus, vergesse die Mehrfachsteckdose, Manfreds Gürtel und den Wasserkanister …. aber wir sind unterwegs.
Es geht durchs Kochertal bis Geislingen, dann biegen wir links ab in Richtung Gröffelbach und fahren durch das Bühlertal mit anschließendem Anstieg bis Sulzdorf. Die Herren sind extrem schnell unterwegs. Unser Rentner legt vor. Es läuft so, wie Manfred es hat kommen sehen: Reinhold hat nun Zeit und ist sehr gut trainiert. So schlägt er ein hohes Tempo an, eine Zeitlang habe ich das Gefühl, er will bis mittags in Nördlingen sein. Hoffentlich sind sie dann für den zweiten Teil der Etappe müde, wenn ich mit auf die Straße gehe.
Es geht weiter durchs Fischbachtal – wunderschöne Landschaft, die Strecke extrem bewegt. Dazwischen kommen giftige Steigungen und rasante Abfahrten. Irgendwo unterwegs holt uns ein kleiner Schauer ein. Aber unter einem fast wasserdichten Kronendach von Bäumen überstehen wir das nahezu ohne nass zu werden.
In Bühler tauschen Bernhard und ich, Bernhard steigt ins Auto, ich aufs Rad. Die direkt folgende Abfahrt weist sich als extrem gefährlich: loser Rollsplitt liegt herum. Wir sind hochkonzentriert, nur nicht bremsen oder lenken. Dann geht es hinunter ins Kochertal und mit hohem Tempo Richtung Abtsgmünd und weiter nach Hüttlingen. Dort hat Bernhard bereits einen Bäcker mit Sitzmöglichkeit vor dem Café ausgemacht, wo wir uns direkt niederlassen.
Doch kaum sitzen wir, zieht ein heftiges Gewitter auf. Wir machen es uns also noch bequemer und richten uns auf eine etwas längere Pause ein. Kuchen, Kaffee und heiße Schokolade, Radler und Brezeln sorgen für Zeitvertreib und die nötige Kraft für den Rest der Etappe.
Nach gut einer Stunde geht es weiter in Richtung Nördlingen. Zwei heftigere und mehrere kleine Anstiege liegen vor uns. Aber es klappt prima. Und: ich darf voraus fahren 😉 Da ich diesen zweiten Teil der Etappe recht ausgeruht angehe, kann ich gut mit den Jungs mithalten.
Schließlich geht es über den Riesrand – mittlerweile fahren wir wieder auf der Bundesstraße. Es geht in einer wunderbaren rasanten Abfahrt mit Rückenwind in Richtung Nördlingen, es läuft wie die Sau! Ca. 10 km vor Nördlingen biege ich unter Protest der Herren dann doch ab auf den Radweg und wir fahren durch eine wunderbare Landschaft. Die Sonne kommt langsam wieder raus, das Gewitter zieht vor uns her ab in Richtung Osten. Es ist einfach eine Traumfahrt.
Schon um kurz vor 17 Uhr sind wir in Nördlingen, das Hotel liegt direkt am Marktplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Daniel.
Um 18 Uhr treffen wir uns mit Thomas – einem Kollegen von uns. Thomas raucht dann auch auf und bringt uns Rieser Köstlichkeiten mit: bei Rieser Bauerntorte und „Kiachle“ stärken wir uns – extrem lecker, danke Thomas. Danach geht es auf Entdeckungstour durch Nördlingen, wir erfahren jede Menge interessante Dinge. Schließlich landen wir in einem Biergarten mit einem ziemlichen Durst und freuen uns auf das Abendessen.

05.08.2013 Nördlingen – Ulm

Ulm ist erreicht! 104 km und 400 Höhenmeter hat es gedauert. Dennoch war es anstrengend, denn es war sehr warm. Aber der Reihe nach:
Früh morgens um 6 hat uns der „Daniel“ in Nördlingen geweckt, erst mit zaghaftem Geläut, dann mit der kompletten Glockenherrlichkeit, alle auf einmal und immer wieder. Wir waren hellwach. Um halb 8 trafen wir uns zum Frühstück und pünktlich um 8:45 Uhr saßen wir im Sattel in Richtung Ulm.
In Südöstlicher Richtung radeln wir durchs Ries, die Sonne scheint uns ins Gesicht, Nebel liegt über den Feldern und verdeckt den näher kommenden Riesrand, über den wir natürlich wieder drüber müssen. Aber auf jeden Fall war es eine tolle Morgenstimmung.
Am Rand dann angekommen machen wir uns an den Aufstieg, den ich mit ganz besonderer Sorgfalt plante. Um einen Anstieg von 11% auf der Straße zu vermeiden, habe ich die Route außen herum auf einem Feldweg geplant. Das ist zwar ein wenig weiter – aber nicht annähernd so steil.
In Bissingen treffen wir Manfred, der den ersten halben Tag Busdienst hat, zu einem ersten kurzen Snack. Noch sind wir mit recht moderatem Tempo unterwegs, was Rolf, Bernhard und mir sehr entgegen kommt. Jedoch kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, für Reinhold war es ein wenig zu gemütlich. Er übernimmt dann auch sehr schnell wieder die Führung.
Es geht weiter dem Donautal entgegen, was wir dank der etwas zügigeren Fahrweise sehr schnell erreichen. Dort haben wir immer wieder die Wahl zwischen B16 und Radweg. Aber es nervt gewaltig, denn immer vor einer Ortschaft hört dieser Begleitradweg auf, wieder anhalten, wieder auf die Straße, nach der Ortschaft wieder Radweg. Das passiert uns dreimal – aber wir beschließen dann, die B16 zu nehmen. Dazu kommt ein wunderbarer und stetiger Rückenwind, der das ganze sehr angenehm gestaltete. Zaghafte Versuche, doch immer mal wieder auf der vorbereiteten Route quer durch idyllische Ortschaften zu fahren enden schließlich in einem Hinterhof der örtlichen Forellenzuchtfarm inmitten von Putenställen, weiter geht es von dort nur über Schotterwege.
Nun ist endgültig Schluss mit diesem Gedändel, Reinhold guckt zufrieden und wir „machen Strecke“ gemeinsam mit den LKWs auf der Bundesstraße. In Dillingen an der Donau treffen wir Manfred wieder, Fahrerwechsel ist angesagt. Rolf übernimmt den Mannschaftswagen, Manfred – wunderbar ausgeruht und wild entschlossen, steigt aufs Rad. Reinhold grinst ob des Verbündeten, Bernhard und ich gucken uns mitleidig an. Naja, denke ich, den Garmin hab ich, wenn es zu schnell wird, muss ich halt öfter Batterien wechseln.
Wir fahren weiter in einem zugegebenermaßen tollen Zug, Geschwindigkeit nicht unter 30, doch, es macht richtig Spaß. Rolf treffen wir in Niederstozingen wieder, er hat bereits ein Gasthaus ausgekundschaftet, welches wir zielsicher ansteuern. Nach einigem Stühle-Rücken und Tischwechseln hat dann jeder endlich einen Platz im Schatten der ihm zusagt und wir lassen es uns bei Maultaschen, Kartoffeltaschen und Pressack gut gehen. Dazu gibt es jede Menge „Russen“ und Apfelsaftschorle.
Die Weiterfahrt nehmen wir uns dann in aller Ruhe vor: nicht unter 32 jagen wir in Richtung Ulm – und das mit 4 Kartoffeltaschen und fast einem Liter Apfelschorle im Bauch – ich bin jetzt noch satt. Aber Manfred und Reinhold geben nicht nach. Auf jeden Fall kommen wir so wirklich schnell nach Ulm, wir fahren auf dem Radweg an der Donau entlang und schließlich quer über den Vorplatz des Münster zu unserem Hotel. Rolf ist schon da und hat den Bus vorbildlich in die enge Hofeinfahrt bugsiert – ich bin mal gespannt, wie ich da morgen früh wieder raus komme.
Den Abend beginnen wir mit einem Rundgang durch das Ulmer Münster. Es folgt ein kurzer Stopp an der Eisdiele und mit dem Eis in der Hand schlendern wir durch das Fischerviertel. Nun sitzen wir im Wilden Mann und lassen den Abend ausklingen.

06.08.2013 Ulm – Friedrichshafen

Das war er dann wohl – der heißeste Tag der Tour: 130 km und 420 Höhenmeter stehen auf der Uhr. Wir sind ziemlich kaputt, die Hitze und diverse kleine Abenteuer des heutigen Tages haben ordentlich geschlaucht.
Abfahrt war pünktlichst: um 08:45 Uhr sitzen alle im Sattel und ich im Bus. Heute Morgen habe ich Fahrdienst, ab der Hälfte löst Reinhold mich ab. Die Herren ziehen los in Richtung Donauradweg, ich suche mit Hilfe des TomTom den Weg aus Ulm heraus. Leicht irritiert registriere ich ein Schild, welches mich in Richtung Donaueschingen weist …. Wieso fahren wir eigentlich so einen blöden Umweg über den Bodensee, Donaueschingen hätten wir scheinbar viel einfacher haben können … Aber so wollten wir es und ich düse weiter.
Heute Morgen muss ich für Manfred einen Gürtel besorgen, die Herren wünschen sich Äpfel und Nektarinen. Bei Kilometer 31 treffen wir uns – wir legen eine kurze Pause ein. Die Herren kommen aus der völlig falschen Richtung, sie haben irgendwo eine Schotterwegpassage umgangen und stehen so auf einmal hinter mir. Das war jetzt blöd, weil ich mich auf ein tolles „Ankunftsbild“ vorbereitet hatte …. Es folgt Pause, Essen und viel Trinken ist angesagt. Weiter geht’s – aber nicht ohne das Ankunftsbild nachzustellen.
Bei Kilometer 65 treffen wir uns wieder, Reinhold übernimmt den Bus. Dieser macht mittlerweile ein wenig Ärger beim Bremsen. Wir sind in Sorge und überlegen, was tun. Reinhold möchte es aber erst noch mal selber ausprobieren. Unterdessen berichten die Herren von einer rasanten ersten Tageshälfte mit diversen Jagdszenen. Beim Stichwort „Rennrad – Motorrad“ zeigt Manfred beim Erzählen die Faust. Bernhard berichtet ganz begeistert vom Teamgeist, die Navigation wäre 1A, er bekäme vom hinter ihm fahrenden Manfred zu jedem Zeitpunkt das richtige Kommando „Rechts! Links! Hochschalten!“.
Wir fahren also weiter, nächster Treff ist für die Mittagspause vereinbart, die wir ab Mochenwangen einlegen wollen. Doch der Weg dorthin gestaltet sich zwar als extrem idyllisch und interessant aber sie hatte es in sich – wir kommen durch Durlesbach, ja, das Durlesbach von der Schwäb’schen Eisenbahn, Rolf hat den sagenumwobenen Prellbock entdeckt. Dorthin führte uns eine rasante und lange Abfahrt, aber leider führen aus diesem Talkessel nur zwei geschotterte Wege wieder hinaus. Wir beschließen nach Rücksprache mit einem Eingeborenen den rechten zu nehmen, der wäre auch nicht besser wie der linke, aber er hat nicht so viele Steigungen. 5 km Schotter-Waldweg liegen vor uns – es strengt sehr an. Am Ende kommt dann ein schmaler Wanderpfad, ein kleines Brückchen und ein Waldwiesenweg steil bergauf. Wir sind sehr froh, als wir das hinter uns hatten und wieder befestigte Wege unter den Reifen.
Reinhold startet unterdessen einen Handy-Suchruf, er hat uns natürlich schon längst erwartet, wir waren überfällig. Zum Glück sind wir aber gar nicht so weit auseinander, wir treffen uns. Bei diesem Treffen berichtet Reinhold, das mit der Bremse tatsächlich was nicht ok ist und wir beschließen gemeinsam, dass es besser ist, eine Werkstatt aufzusuchen. Wir suchen die Adresse des Ford-Händlers in Ravensburg heraus, Reinhold macht sich auf den Weg – und wir fahren ebenfalls in Richtung Ravensburg, auf der Suche nach einem für uns geeigneten Café.
Wir kommen durch Weingarten und landen schließlich auf der vierspurigen Straße nach Ravensburg. Leicht abschüssig mit Wind von hinten legen wir los. Um nicht an jeder Ampel stehen bleiben zu müssen, legen wir noch eine Schippe drauf, Manfred schreit „Stoff“ – für alle der Hinweis, die Kette muss jetzt nach ganz rechts und es heißt Gas geben. So kommen wir dann sehr sehr schnell im Zentrum von Ravensburg an und just in diesem Moment meldet sich auch Reinhold. Mit dem Bus wäre alles wieder ok, er kommt zu uns. Wir sind alle sehr erleichtert. Als er schließlich bei uns im Café sitzt berichtet er von einem kleinen Schlauch der auf dem Weg zum Bremskraftverstärker heruntergerutscht ist. So ist nun alles wieder super in Ordnung, alle sind erleichtert.
Wir lassen uns einen wunderbaren Rahmapfelkuchen schmecken und stärken uns für die letzten 30 km. Wir schicken Reinhold voraus und fahren los. Die Fahrt ist schnell und anstrengend, die Hitze lässt nicht nach. Am Horizont sehen wir die ersten Gewitter sich bilden. Endlich kommen wir ziemlich ausgepowert in Friedrichshafen an. Wir diskutieren aus, wie wir in diesem Verkehrschaos nach Fischbach kommen sollen: zur Auswahl stehen die digitalisierte Linie, der Bodensee-Radweg mit allen anderen Bodenseeradfahrern oder die Straße. Am Ende gewinnt Bernhard und wir rollen auf dem Bodenseeradweg in Richtung Fischbach zu unserem Hotel.
Dort angekommen müssen wir nur noch die Straße überqueren … wie die Hasen geht es in dem dichten Verkehr hinüber. Dann räumen wir wie immer die Koffer aus dem Bus raus, die Räder rein – und zur Stärkung hat Reinhold wunderbare Kirschen und Aprikosen vom Stand gegenüber bereit gelegt. Die tun richtig gut.
Jetzt ziehen ringsherum mächtige Gewitter auf – aber wir gehen trotzdem noch runter zum See. Herrliche Bilder entstehen, ich bin ganz glücklich. Am Ende sitzen wir im Hotel und essen – es schmeckt wirklich super. Wie lange wir heute hier Abend noch sitzen ist offen – das Weizenbier ist lecker.

07.08.2013 Friedrichshafen – Donaueschingen

99 km und 700 Höhenmeter – aber die alle gefühlt an einem Stück – das ist die Ausbeute des vierten Tourtages für unser Team. Anstrengend war es und eigentlich überhaupt nicht wie jeden Tag.
Los geht es damit, das Manfred und ich gleich mal verschlafen haben. Der Wecker geht genau um eine Stunde falsch und wir genehmigen uns auf diese Weise eine Stunde mehr Schlaf. Reinhold klopft um 8 und unterbricht jäh die Idylle. Also geht jetzt alles ein wenig schneller wie sonst, innerhalb kürzester Zeit stehen wir parat, Frühstück und raus zum Bus.
Mittlerweile ist auch Axel angekommen, er fährt die restlichen vier Tage mit uns mit. Er ist mit dem Zug gekommen, sein Rad hatten wir schon dabei. Axel, schön, dass Du da bist.
So kommen wir mit etwas Verspätung gegen 09:15 Uhr los und begeben uns für die Strecke bis Meersburg auf den Radweg. Gemächlich geht es dahin, andere Radler, Spaziergänger, Camper, Hunde und noch vieles mehr ist mit uns unterwegs. Dazu kommt jede Menge Geäst und Blätter, die der Gewittersturm von gestern Abend auf die Straßen gefegt hat. Aber mit Geduld und Ruhe erreichen wir Meersburg, Bernhard, der den Autoschlüssel heute Morgen übernehmen musste, erwartet uns bereits.
Wir fahren gemeinsam auf die Fähre. Entgegen unserer Erwartung weist uns der Fährenwärter an, wir sollten drauf fahren, so ein Fahrrad wäre schließlich keine Geh-Hilfe. Aus der versprochenen Seereise wird dann nach Bekanntwerden des Überfahrtspreises eine Luxusschiffsreise – aber schön war es trotzdem, so in den kühlen Morgen geschippert zu werden.
Auf der anderen Seite geht es dann sogleich weiter durch Konstanz in Richtung Radolfzell. Kurz davor in Markelfingen kommt die erste größere Pause. Jeder hat den heute noch folgenden heftigen Anstieg im Hinterkopf und so ist jeder bei der Auswahl des Essens ein wenig sorgfältiger.
Die Weiterfahrt kürzen wir dann ein wenig ab – nicht noch eine Stadt, der Fahrt durch Konstanz hat uns gereicht. Wir biegen vor Singen rechts ab in Richtung Friedingen, handeln uns noch ein paar nette Höhenmeter ein und kommen dann außen herum nach Hausen. Dort ist Fahrerwechsel angesagt und die letzten Vorbereitungen für den Anstieg sind zu treffen. Manfred muss ins Auto, seine Gefühle sind ein wenig zweigeteilt. Einerseits würde er gerne auf dem Rad sitzen, andererseits ist es im Auto etwas einfacher, dort hoch zu kommen.
Wir „bereiten“ uns also auf den Anstieg vor, Rolf versucht es mit Studentenfutter, Reinhold und ich testen den Riegel mit Coffein, von dem ich Bernhard einen Teil abgebe. Der lehnt aber dankend ab, nachdem er merkt, das das Ding nach Kokos schmeckt und das ist so gar nicht sein Fall.
Dann geht es los, eine wunderbare Strecke um die verschiedenen Hegauvulkane herum führt uns immer weiter in Richtung Tengen. Die Herren übernehmen die Führungsarbeit, es ist sehr still im Team, ich habe das Gefühl, jeder ist sehr konzentriert.
Dann kommt er, der Anstieg, ich gehe nach vorne und mache die Geschwindigkeit, die anderen hängen alle hinten dran. So geht es sehr gleichmäßig und stetig bergauf. Ca. 6% hat die Steigung und ist rund 7 km lang. Dazwischen sehen wir Manfred, er hält mit der Kamera alles fest. Und – er hat bereits ein Restaurant für die Mittagspause ausgekundschaftet: kurz vor dem Gipfel gibt es das Gasthaus Waldfrieden.
Wir sind froh, als wir ankommen, es war anstrengend dort hoch aber klasse. Im Waldfrieden stärken wir uns mit Apfelsaft, Radler und Bier, dazu Kaffee und einen tollen Zwetschgenkuchen. Nach einer Stunde geht es weiter, mittlerweile hat sich in Richtung Westen ein Gewitter zusammen gebraut, was wir ein wenig misstrauisch beobachten, da wir in ungefähr diese Richtung weiter fahren müssen.
So fahren wir die letzten Meter noch hoch bis zum Gipfel um dann in einer rasanten Abfahrt in Richtung Blumberg wieder nach unten, die Höhenmeter können wir in dieser Abfahrt wunderbar genießen. Kurz vor Blumberg biegen wir dann auf die B27 ein und kämpfen uns mit gemeinsam mit Schwertransporten und den übrigen Autos wieder den Berg hoch. Dort erreichen wir endlich das Dach der Tour: 810 m ü NN.
Und von dort aus geht es – natürlich auch auf der Bundesstraße – wie im freien Fall Richtung Donaueschingen wieder den Berg herunter. Auf der Abfahrt fängt es dann leicht an zu regnen – hoffentlich hält es noch einen Moment, das wir nicht völlig durchweicht ankommen. Wir geben Gas und es ist sehr anstrengend.
Am Ende fahren wir dann am Ortsschild von Donaueschingen vorbei, wir passieren die Fürstenberg-Brauerei und landen am Hotel. Manfred hat es sich dort mit einem Fürstenberg schon längst gemütlich gemacht und erwartet uns grinsend. Jetzt sitzen wir im Hotel Hirschen und warten aufs Essen. Hunger haben wir wie jeden Abend.

08.08.2013 Donaueschingen – Wildberg

110 km und 600 Höhenmeter brauchen wir, um von Donaueschingen nach Wildberg an der Nagold zu kommen. Ein rasanter Tag liegt hinter uns, an dem noch einiges an Glück mit dem Wetter dazu kam: es regnete nicht annähernd so viel, wie die Wettervorhersage angekündigt hatte.
Um 08:49 Uhr schalten wir die Tachos ein und fahren los in Donaueschingen. Zunächst versuchen wir noch, die Donauquelle zu sehen – aber die ist mit einem Bauzaun verbrettert auf dem der Hinweis zu lesen ist „Sanierung der Donauquelle“. So waren wir wenigstens dort und machen uns trozdem auf den Weg. Wir fahren die geplante Route entlang, kommen durch Schwenningen, fahren noch an der Neckarquelle vorbei und treffen schließlich Rolf, der heute Vormittag im Bus sitzt, in Deißlingen zu einem ersten kurzen Snack.
Relativ zügig geht’s dann gleich wieder weiter in Richtung Rottweil und weiter nach Norden – immer am Neckar entlang. Nach Rottweil biegen wir ein auf die B14. In einer grandiosen Abfahrt geht es über 4 km auf einer nahezu leeren Bundesstraße mit fast 50 km/h hinunter ins Neckartal. Eine Baustellenampel bremste dabei leider jäh dieses Erlebnis. Am Ende erreichen wir Oberndorf am Neckar und Rolf und ich machen Fahrerwechsel. Ich übernehme den Bus und die Männer ziehen los.
Zuerst räume ich noch den Mannschaftswagen ein wenig auf – die Herren können schon froh sein, dass eine Frau dabei ist ;-). Den vereinbarten Treffpunkt kurz vor Horb rund 15 km weiter erreichen sie sehr schnell – sie haben ordentlich Gas gegeben. Da dann in Horb der Anstieg des Tages mit dem Wechsel vom Neckartal ins Tal der Nagold ansteht, stärken sich die Herren. Reinhold erwischt einen Riegel von Seitenbacher, der in Aussehen und Konsistenz ein wenig an Sägespäne erinnert. Mit Geduld kämpft er ihn nieder, findet ihn im Geschmack sogar recht angenehm, meint er schmunzelnd. Manfred probiert ein Apfel-Gel mit Coffein und auch die anderen drei bereiten sich auf den Aufstieg vor. Ich fahre weiter und tanke noch, bevor ich mich auch auf den Weg ins Nagoldtal mache.
Auf der anderen Seite angekommen dauert es wieder nicht lang bis die fünf um die Ecke sausen. Manfred strahlt und will sich einen ganzen Zentner von dem Apfelgelzeug besorgen und auch Reinhold guckt zufrieden, als wir ihn auf den Sägespäne-Riegel ansprechen. Nur leider habe ich bis jetzt keine Möglichkeit gefunden, wo wir Mittagspause machen können. Der Bäcker macht erst in einer Stunde auf und die Dorfwirtschaft gar nicht. So geht’s weiter – ich vorne weg – so schnell wie möglich auf der Suche nach einer geöffneten Gastwirtschaft – und die fünf hungrig und mit Vollgas hinterher. So bleibt mir nur sehr wenig Zeit, etwas Geeignetes zu finden. Der Gasthof im nächsten Dorf ist dann zwar offen, aber die Wirtin hat keinen Kuchen und muss jetzt erst mal einkaufen gehen. Ich bin nicht ganz unglücklich, denn der sehr große schwarze Hund war nicht besonders freundlich, als ich die Gaststube betrat. So jage ich weiter – die Radler sind noch nicht durch. Im nächsten Dorf bemerke ich zum Glück kurz bevor ich an die Tür renne, das hier erst wieder um 18 Uhr geöffnet wird – weiter geht’s. Die Jungs kommen schon den Berg heruntergesaust. Ich also wieder vorne weg – nächstes Dorf: Autos aus, raus, rein in die Kneipe „Wir sind 6 Radler und haben Hunger“ „OK, wenn sie gleich kommen, bekommen sie noch was.“ Erleichtert rufe ich die Jungs herein, die Wirtin witscht an uns vorbei nach draußen und holt die Tageskarten wieder aus dem Mülleimer und legt sie uns auf den Tisch. Mit gekonnten Griffen stellen wir unter dem leicht argwöhnischen Blick der Wirtsleute Fluchs die Tische und Stühle auf dem Balkon um und werden fein verköstigt. Wir machen es uns bequem, quatschen, es fängt leicht an zu regnen. Eigentlich mag keiner so recht aufstehen, erst recht nicht, weil es nur noch 15 km bis nach Wildberg sind.
Um kurz nach 3 schmeißt uns die Wirtin dann aber raus, sie hat noch einen Termin. So kommen wir am Ende relativ früh in Wildberg an, ich bin vor den Jungs da und kundschafte alles aus.  Auf dem Parkplatz mache ich es mir dann auf Reinholds Sofa bequem und beobachte die Umgebung, während ich auf die Männer warte. Die sind dann auch wieder sehr schnell da – fast enttäuscht, dass die Etappe heute nicht länger ist.
Wir setzen uns zuerst mal auf eine kleine Terrasse und trinken ein Abschlussbier, bevor wir die Zimmer beziehen. Am Abend erkunden wir den Ort zu Fuß und sitzen schließlich im Gourmet-Restaurant Tablick ganz oben am Berg auf den wir uns mühsam hinauf gekämpft haben. Doch man scheint uns nicht zu bemerken, so verlassen wir den freundlichen Laden wieder und sitzen am Ende dann doch wieder in unserem Hotel und freuen uns auf den gemeinsamen Abend.

09.08.2013 Wildberg – Sinsheim

104 km und 450 Höhenmeter, der Vorletzte Tag ist erledigt: die Fahrt nach Sinsheim mit einer ganz besonderen Mittagspause liegt hinter uns. Aber der Reihe nach:
Abfahrt ist um 08:40 Uhr. Den Rest des Vormittags geht es sehr zügig zur Sache. Reinhold muss ins Auto und wir nehmen die Bundesstraße. Die ist vergleichsweise wenig befahren, schön breit und hat einen Asphalt wie für uns geschaffen. Bis Unterreichenbach – das sind 30 km – brauchen wir eine knappe Stunden, wir fahren nicht unter 30, halten nur an, wenn es gar nicht anders geht wie z.B. an einer roten Ampel. In Unterreichenbach stärken wir uns, Beim freundlichen und neugierigem Gastwirt gleich nebenan besuchen wir noch mal die Toilette und weiter geht es. Reinhold schickt uns los, er brauche jetzt wieder seine Ruhe, grinst er.
Nächster Treffpunkt ist in Pforzheim, dort gibt es dann auch den Fahrerwechsel. Die Fahrt dorthin verläuft ebenso zügig, wie die ersten 30 km. Zielsicher treffen wir Reinhold inmitten von Gärten und laden um. Wir bereiten uns auf die nächsten 30 km vor, der Stromberg steht an. Manfred, Rolf und ich versuchen es heute mit diesem Powerbar-Gel. Eine wirkliche Delikatesse ist es ja nicht, ich hoffe mal schwer, dass es wirkt. Reinhold und Bernhard bleiben bei Kuchen und Äpfeln. Jetzt fährt Axel das Auto und Reinhold mahnt zum Aufbruch „Ich bin schon ganz zappelich“ treibt er uns an.
Wir ziehen los. Zuerst auf dem Radweg in Richtung Mühlacker ….  Aber wieder einmal bestätigt es sich, dass Radwege nichts für uns sind. Geschotterte Oberfläche, dann plötzlich riesengroße Kopfsteinpflaster, Pfosten, Schlaglöcher, Bordsteinkanten oder völlig irrwitzige Anstiege, die selbst unser Pensionär nicht mehr fährt sondern schiebt. Bis Mühlacker machen wir das mit, dann ist Schluss – endlich wieder Straße. Mit ähnlicher Kraft und Geschwindigkeit wie den ganzen Morgen schon fahren wir also in das Gebiet des Strombergs und nach Kürnbach – dort wo Axel wohnt. Der ist schonlange  vorgefahren und heizt den Grill bei sich zu Hause an. Wir haben es dann auch fast geschafft, iIn Sternenfels angekommen geht es nur noch bergab – und wie rasant. Mit knapp 60 Sachen und einer geschätzten 150er Trittfrequenz jagt Bernhard vorne weg, aber auf einmal prescht Manfred von hinten vorbei, ich versuche mitzuhalten – gelingt mir natürlich nicht. Da jagen auch schon Reinhold und Rolf vorbei. Es ist ein riesen Spaß. Um 12:37 Uhr stehen wir dann viel zu früh bei Axel vor der Tür. Nach Haus- und Garagenführung stärken wir uns bei kühlen Getränken und fahren Axels E-Mountain-Bike den Akku leer. Das ist schon klasse: Berg hoch ohne schnaufen – Manfred strahlt 😉 Aber nix gibts, das Ding wiegt 25 kg – lass da mal den Strom ausgehen.
Mittlerweile ist Silke – Axels Frau – nach Hause gekommen und ist sofort damit beschäftigt, alles für das Grillen zu richten. Es schmeckt sagenhaft gut, wir stärken uns ausgiebig und reichlich. Irgendwann am Nachmittag rufe ich im Hotel an und kündige uns auf eine spätere Uhrzeit an. Allerdings vermittelt der Herr am anderen Ende den Eindruck, es gäbe keine Reservierung. Ich nenne ihm noch mal die Daten – er sagt, es wäre alles kein Problem, er hätte auf jeden Fall Zimmer. Soll mir recht sein. Nur wenige Augenblicke später ruft seine Mitarbeiterin an, sie würde die Reservierung auch nicht finden, wann ich das denn gemacht hätte. Ich erkläre es also noch mal und sage: ist doch wurscht, Hauptsache es gibt Zimmer. Eine kleine kurze Weile später ruft der Hotelier mich wieder zurück und freut sich, mir mitteilen zu dürfen, dass er die Reservierung gefunden hätte, alles wäre prima. Na also, denke ich, wollen wir mal hoffen, dass das bis heute Abend auch so bleibt. Auf jeden Fall haben wir so noch einen Moment Zeit und müssen nicht gleich los.
Axel und Silke, wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich bei Euch für diese Einladung und die extrem leckere Mittagspause. Wir brechen schließlich doch auf – aber die Fahrt aus Kürnbach hinaus ist eine echte Herausforderung. In der ersten Steigung sind es glatte 10% – und das nach einer langen und leckeren Pause – die zweite der Steigungen hat dann nur noch 8% … Wie auch immer, auch die letzten 30 km in Richtung Sinsheim bewältigen wir und stehen endlich vor dem Hotel. Dort empfängt uns der nette Herr vom Telefon und gibt mir die Schlüssel.
Das alles gestaltet sich aber ein wenig aufwändiger, jedes einzelne Zimmer wird mir vorgestellt. Ich fange an, die Bonbonschlüssel daneben leer zu futtern. Die grünen sind gut … die orangen auch. Reinhold gesellt sich zu mir. Hast du schon die lilanen …? Und nimm Du auch mal den grünen …. Endlich ist dann der Herr Hotelier auch fertig, jeder hat seinen Schlüssel und wir können endliche unter die Dusche. Der Ausklang beginnt heute in der Eisdiele. Alle sind wir noch richtig satt – so lassen wir uns einfach mal einen Riesen-Eisbecher mit Sahne schmecken.

10.08.2013 Sinsheim – Ingelfingen

96 km und 450 Höhenmeter – letzter Tag – wie die Zeit vergeht. Eigentlich fing der Tag an wie immer: halb 7 Aufstehen, ich gehe ins Bad …. Das Wasser läuft ein wenig dünn aus dem Wasserhahn, ich mache mir aber keine weiteren Gedanken. Doch bis ich fertig bin im Bad, läuft gar kein Wasser mehr. Ich wecke Manfred und teile ihm mit, dass er heute auf das Waschen verzichten muss. Er guckt mich verschlafen und mit großen Augen ungläubig an. „Kneif mich mal“ sagt er schließlich – aber ich meine das ernst. So mache ich mich auf den Weg zum Hotelier und möchte wissen, wer so viel Wasser braucht, das wir keines mehr bekommen. In dem Moment kommt Axel die Treppe herunter mit dem Autoschlüssel: Wasserrohrbruch in der Straße, das ganze Haus hat kein Wasser, unser Auto muss weggestellt werden.
Axel und ich schnappen uns dann eine Flasche Mineralwasser zum Zähneputzen und gehen wieder auf die Zimmer. Am Ende verdanken wir einer Notwasserversorgung, das wir doch noch ein Frühstück bekommen. So beginnt der Radltag ein klein wenig später – aber schließlich geht es los.
Wir fahren erst Radweg dann auf der Straße das Elsenztal hinauf, dann biegen wir ab nach Waibstadt. Die Geschwindigkeit ist wieder mal hoch, nicht unter 30 km/h geht es dahin. In Helmstadt-Bargen treffen wir Rolf, er hat heute Morgen den Busschlüssel übernehmen müssen. Bernhard hat ein Problem am Hinterrad, er stellt sein Rad auf den Kopf. Weil aber die Trinkflasche nicht dicht ist, läuft Wasser raus, Manfred fragt interessiert und leicht grinsend, ob er seinen Sattel von unten waschen möchte. Am Ende ist alles in Ordnung, wir ziehen weiter in Richtung Hüffenhardt.
Auf diesem Abschnitt kommt die Steigung des Tages, die Strecke wird langsam steiler – aber am Ende darf ich diese Bergwertung gewinnen, die Herren lassen mir den Vortritt. Von dort aus geht es in rasanter Abfahrt hinunter ins Neckartal und dann auf dem Neckarradweg in Richtung Bad Wimpfen. Der ist auf diesem Abschnitt prima zu fahren, es macht richtig Spaß. Mit Rolf treffen wir uns in Jagstfeld wieder, im Restaurant Schöne Aussicht ist Mittagspause.
Wir genießen die Sonne und den Ausblick auf den Neckar, dazu gibt es Maultaschen in jeglicher Art, Radler und die unvermeidbaren Apfelsaftschorle. Die Bedienung ist ein wenig hektisch, der Koch hat scheinbar schlechte Laune und treibt seine Leute lautstark vor sich her. Dennoch ist es lecker. Eine Weile später kommt eine Busladung voll Menschen und die Dame, die bedient gerät richtig ins Rennen. Für uns hat sie gar keine Zeit mehr, so legt sie uns nur kurz die Rechnung auf den Tisch, schimpft über den Koch und jagt weiter. Wir unterstützen die Dame, rechnen selber ab und machen uns wieder auf den Weg.
Ich löse Rolf im Auto ab und die fünf Männer machen sich auf die letzten 40 km. Am Ende war das dann eine „Herrentour ohne Pause und ohne Trinken“ – aber sie strahlen, als sie ankommen. Wir räumen den Bus aus und um, Reinhold fährt gleich nach Hause, Rolf wird von seiner Frau abgeholt und Axel, Bernhard, Manfred und ich machen es uns noch auf der Terrasse bequem. Später treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen.
Jetzt sitzen wir zum Abschluss einer weiteren gemeinsamen Radltour beieinander und lassen die vielen Eindrücke Revue passieren. Es war wieder eine wunderbare gemeinsame Radltour, wir sind mittlerweile sehr gut aufeinander eingespielt, die Durchschnittsgeschwindigkeiten werden schneller.

Insgesamt waren es 757 km, 3950 Höhenmeter und 10 Liter Bier (sagt Manfred) ohne Panne oder Unfall, keine Ausfälle – wir haben ein großes Verantwortungsbewusstsein füreinander und jeder weiß darum. Es macht ein riesen Spaß und ich danke Euch für diese tolle Rundfahrt.

Ach ja – und es gibt so ganz vage schon Ideen für das nächste Jahr…..